Von zarter Liebe geprägt

von Redaktion

Klavierinterpret Christoph Soldan zu Gast in Waldkraiburg

Waldkraiburg – Es war ein echtes „Gustostückerl“, das im Haus der Kultur in Waldkraiburg geboten wurde und auf ein offensichtlich großes Interesse beim Publikum stieß. Christoph Soldan aus dem Hohenloher Land, einer der vielseitigsten Klavierinterpreten klassischer Musik in Deutschland präsentierte sein Programm „Liszt und die Frauen“, eine reizvolle Kombination aus hochklassigen Klavierspiel und einer gekonnten Auswahl aus dem Briefwechsel von Franz Liszt mit der von ihm geliebten Gräfin Marie d´Agoult.

Ideale
Kombination

Die Briefe sind geprägt von zarter Liebe ebenso wie von erwachender Leidenschaft zweier gleichgesinnter Menschen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Christoph Soldan ist, daran gibt es keinen Zweifel, ein ganz hervorragender Interpret der Musik des großen Komponisten. Liszt zu spielen, das verlangt viel Einfühlungsvermögen, denn seine Werke entsprachen in der Gestaltung und in der Ausführung dem legendären Können von Franz Liszt als Interpreten eigener Kompositionen. Christoph Soldan und Liszt, das ist eine fast schon ideale Kombination, die sich nicht nur an der Interpretation der Werke aus der Sammlung der „Pilgerjahre“, wie sie von Liszt benannt wurden, deutlich wird. Christoph Soldans Anschlag ist bekannt, er trifft die Seele und die Intention des Komponisten ganz besonders gut. Franz Liszt war ein spiritueller Mensch, gläubig und am Ende seiner Schaffensjahre mit den sogenannten „niederen Priester“ versehen, dieser Glaube wird auch in seiner Musik spürbar, nicht zuletzt an kleinen, schönen Details wie dem Klang der Kirchenglocken, der sich durch das Werk zieht. Diese „Pilgerreise“ besteht aus 26 Klavierstücken, Christoph Soldan hat mit kundiger Hand fünf davon ausgewählt, die er nicht nur spielte, sondern auch ebenso fachkundig wie verständlich erläuterte und so den Zusammenhang zwischen Musik und Leben des Komponisten verdeutlichte.

So gekonnt, wie am Flügel, agiert Christoph Soldan dann aber auch am Lesetisch. Ausgestattet mit dem Glück einer sehr angenehmen Stimme interpretiert er den Briefwechsel zwischen dem Komponisten und der von ihm angebeteten Frau mit Respekt und Zuneigung. Wer Christoph Soldan an diesem Abend zuhörte, der musste fast unweigerlich bedauern, dass die Zeit, in der solche Briefe voller Eleganz und Stil geschrieben wurden, leider vorbei ist – die Emotionen, die hier ausgedrückt werden, lassen sich nicht als E-Mail oder Kurznachricht übertragen, schade um diese wunderbare Schreibkultur.

Auch Beifall
für Vorlesekunst

Voller gegenseitiger Liebe und auch Bewunderung sind die Briefe, die hier hin und her gingen und sie zeigen auch die große Sehnsucht nacheinander, aber immer sind sie auch höflich und respektvoll, die Liebesschwüre sind manchmal nur zwischen den Zeilen zu lesen und doch, vor allem auch in der Interpretation von Christoph Soldan, nicht zu überhören. Am Ende gab es viel Beifall für den Interpreten sowohl für seine Leistung am Flügel als auch für seine Vorlesekunst, mit der er das Publikum in eine andere Zeit zurückversetzen konnte. krb

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