Waldkraiburg – In der Aula in der Waldkraiburger Realschule in der Franz-Liszt-Straße sah man ausnahmsweise mal keine Schüler, sondern durchwegs Lehrer und Eltern. Für sie stand eine Veranstaltung zum Thema „Kinderpornografie“ auf dem Programm. Zwei Beamte der Polizei Waldkraiburg hielten einen informativen Vortrag. Wie sehr das Thema die Erwachsenen bewegt, sah man an der großen Teilnehmerzahl. Das Präventionsprojekt von der Polizei Oberbayern Süd startet ab diesem Schuljahr.
Nichts Nacktes
auf dem Handy
Fakt ist: Mehr als die Hälfte der Fünftklässler besitzt ein eigenes Smartphone. Nicht alles, was sie darauf abgespeichert ist, ist jugendfrei. Umso wichtiger ist es, sie frühzeitig über die Gefahren aufzuklären. Bevor es in die Schulklassen geht, wurden erst einmal die Eltern und Lehrer in einer Veranstaltung darauf vorbereitet. Schließlich ist „Kinderpornografie“ ein sehr brisantes und leider weitverbreitetes Thema. Schulprojekte zum Thema Gewalt- und Drogenprävention gibt es schon einige in den Schulen im Landkreis Mühldorf. Das Thema „Kinderpornografie“ ist neu.
Mustafa Comuk und Florian Vogt, Polizeibeamte von der Polizeiinspektion Waldkraiburg, führten durch die Veranstaltung, beantworteten Fragen und gaben wertvolle Tipps. „Es geht darum, dass die Kinder wissen, dass sie nichts Nacktes auf ihrem Handy haben sollen. Wir wollen den Kindern deutlich machen, dass sie ihr Handy nicht zur Waffe machen dürfen“, sagt Comuk.
In zwei Kurzfilmen wurde auf die Thematik eingegangen. Filme, die Teil des Präventionsprojekts für die Kinder sind. Vor allem der Kurzfilm „Mach dein Handy nicht zur Waffe“ von YouTuber Falco Punch wird bei den Kids wahrscheinlich sehr gut ankommen.
Digitalisierung und Social Media sind Fluch und Segen. Heutzutage lässt sich problemlos alles aufs Handy oder den Computer herunterladen und verbreiten. Auch Pornos. Wird eine Altersangabe gefordert, bestätigt der Zwölfjährige ganz einfach am Computer, dass er 18 ist. Mit einem „Klick“ kann er in düstere Welten eintauchen. Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass auch sie Probleme bekommen, wenn ihre Kinder das Handy oder den Computer als „Tatwaffe“ nutzen. Die Eltern sind in der Regel Anschlussinhaber der IP-Adressen oder Vertragsinhaber. Somit gelangen auch sie zur Anzeige bei der Polizei. Dazu kommt, dass auch das Jugendamt darüber informiert wird.
Solche Fälle aufzudecken, bedeutet viel Arbeit, aber das Internet vergisst nie. „Das ist wie ein Schneeballsystem. Wird ein Fall bekannt, können weitere Straftaten aufgedeckt werden“, erklärt Vogt.
Kinder wachsen mit der digitalen Welt auf. Sie haben kein Unrechtsbewusstsein und sehen das als lustige Unterhaltung. Sie sehen darin nichts Schlimmes, Gewalt- und pornografische Bilder und Videos anzuschauen und zu verbreiten. Der gedankenlose Umgang mit Social Media fördert kriminelle Handlungen. Die Waldkraiburger Polizeibeamten klären in ihrem Präventionsprojekt über das Täterfeld auf. Auch, was für Folgen es für Kinder und Jugendliche hat, wenn sie mit Kinderpornografie in Kontakt kommen. Hierbei handelt es sich nicht um „Kinderspaß“, sondern um Straftaten. Vogt schildert einen Fall: Ein 14-jähriges Mädchen lud Kinderpornos und gewaltverherrlichende Videos auf ihr Handy und verbreitete es in anderen Whatsapp-Gruppen. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Die Staatsanwaltschaft ordnete ein Gutachten an, dessen Kosten bei 19800 Euro lagen. Die Kosten mussten die Eltern tragen, wie auch die Verfahrenskosten, die ebenfalls mehrere tausend Euro betrugen.
Folgen für Kinder
und Jugendliche
Justiz und Behörden wollen künftig bei Kinderpornografie knallhart durchgreifen – auch bei jugendlichen Tätern. Eine um so größere Bedeutung kommt damit der Aufklärung zu. Die Polizei hat mit ihrem Auftreten noch einmal eine ganz andere Wirkung auf Kinder und Jugendliche. Deshalb hofft man, mittels verschiedener Präventionsprojekten mehr Bewusstsein bei den Kindern zu schaffen. Das Handy und das Internet gehören inzwischen auch zum Alltag der Kinder.
Dabei warnt die Polizei ausdrücklich: „Selbst wenn Sie sehen, dass ihr Kind ein Kinderporno auf seinem Handy hat, laden sie es auf gar keinen Fall auf ihr eigenes Handy runter, denn damit machen sich auch Eltern strafbar, ohne sich dessen bewusst zu sein. Deshalb bitte die Polizei verständigen und auf keinen Fall solche Schriften, Bilder oder Videos an ein anderes Handy weiterverschicken.“