Buchbach – Der Kreistag hat bereits grünes Licht gegeben, jetzt sollen es auch möglichst viele Gemeinden im Landkreis unterstützen: das sogenannte Landkreiswerk. Darunter versteht man eine interkommunale Gesellschaft, die im Bereich der Energieerzeugung und -vermarktung aktiv wird. Der Marktgemeinderat steht diesem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber. Das wurde bei der Vorstellung des Landkreiswerkes in der November-Sitzung deutlich. In der Dezember-Sitzung soll die Entscheidung fallen, ob die Marktgemeinde der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft in der Rechtsform eines landkreisweiten Kommunalunternehmens zustimmt.
Gemeinden haben Schlüsselrolle
„Die Energiewende in Deutschland ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Im Bereich der öffentlichen Verwaltung kommt den Kommunen zur Umsetzung der Energiewende auf regionaler und lokaler Ebene eine Schlüsselrolle zu. Sie sollen die Vorgaben der Bundesregierung und der Staatsregierung konkret umsetzen und den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. Insbesondere in Bayern hat das Thema in den letzten Monaten deutlich an Fahrt aufgenommen“, meinte Bürgermeister Thomas Einwang (Wahlvorschlag Ranoldsberg) zu Beginn.
„Durch die gemeinsame Projektierung und Planung von Erneuerbare-Energie-Projekten im Landkreis können finanzielle und organisatorische Synergien geschaffen werden. Zudem bleibt die Wertschöpfung in den Kommunen, wodurch auch die Akzeptanz vor Ort erhöht wird. Die Kommunen können ihre Pläne und Konzepte untereinander und mit den Netzbetreibern abstimmen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Langfristig können, so die Überlegung, die Kommunen und ihre Bürger mit günstigem, erneuerbarem Strom versorgt werden.
Industrieunternehmen fordern mittlerweile auch erneuerbare Energien, die regional erzeugt werden. Zum einen, weil er günstiger direkt bezogen werden kann und zum anderen, weil sich auch die Unternehmen nachhaltiger aufstellen und ihre Treibhausbilanz verbessern müssen, führte Einwang weiter aus. Der Netzausbau ist aber in den vergangenen Jahren nicht ausreichend vorangekommen, um die benötigte Anzahl an PV- oder Windkraftanlagen an das Netz anzuschließen und die erzeugte Energie abzunehmen. Um das Heft des Handelns aber in der Hand zu behalten und die Wertschöpfung in den Kommunen zu behalten, bietet es sich an, dass die Kommunen und der Landkreis eine gemeinsame kommunale Gesellschaft gründen.
Dieses Modell eines „Landkreiswerkes“ wurde den Bürgermeistern kürzlich in Aschau vorgestellt und der Landkreis hat sich bereits für die Gründung des Landkreiswerkes ausgesprochen. Er stellt jährlich 150000 Euro dafür zur Verfügung. Bei den Kommunen, die ebenfalls beitreten, soll die Beteiligung pro Einwohner erfolgen. Bürgermeister Einwang sagte, dass bis zu fünf Euro pro Einwohner derzeit diskutiert werden.
Joachim Schöngut (Grüne/Unabhängige), der ebenfalls bei der Infoveranstaltung war, war „überrascht, dass gleich viele so positiv waren“. Lediglich von einem AfDler habe es eine Gegenrede gegeben. „Die war aber ohne Substanz. Dem ging es nur darum, dass er was sagt.“
Konkreter wurde Salih Akyildiz (CSU/FWB). Er warnte davor, das Feld hier Investoren zu überlassen. Gleichzeitig sah er bei dem Projekt „Vorteile für die Landgemeinden, da sie ausreichend Flächen zur Verfügung haben“. Karl-Heinz Kammerer (CSU/FWB) war ebenfalls begeistert. Er hofft lediglich, dass „das Projekt nicht zu schwerfällig wird“.
Für Sonja Thalmeier (Grüne/Unabhängige) ist „es immer gut, wenn die Gemeinden mit dabei sein können“. Sie frage sich allerdings, inwieweit die Gemeinden auch Mitsprache haben.
Wertschöpfung bleibt in den Kommunen
Dazu meinte Bürgermeister Einwang, dass es im Landkreis für Windräder oder PV-Anlagen noch keine Vorranggebiete gebe. Daher laufen Bauanträge für solche Anlagen immer über den jeweiligen Gemeinde- oder Stadtrat. „Damit können wir immer steuernd eingreifen.“ Martin Fischer (CSU/FWB) äußerte sich nachdenklich. Ihn treibe um, ob es hier Überschneidungen in Sachen Wärmeversorgung gebe. Die Marktgemeinde plant aktuell den Einstieg in eine eigene Wärmeversorgung. Hier gab Bürgermeister Einwang Entwarnung: „Das wirkt sich definitiv nicht negativ auf unsere Pläne aus.“
Am Ende verständigte sich der Gemeinderat einstimmig darauf, dass die Verwaltung alle notwendigen Schritte einleiten soll, damit Buchbach für den Beitritt zum „Landkreiswerk“ gerüstet ist.