Ebing – Auf einmal war die Mauer weg. Abgestürzt. Zwei Männer entdeckten den Schaden in Ebing im April 2022. Eigentlich wollten sie nur die Standfestigkeit der Grabsteine prüfen, wie es alljährlich vorgeschrieben ist. Doch über Nacht war die Friedhofsmauer eingebrochen.
Kirchenpflegerin Monika Rödig überraschte das nicht: „Wir wussten schon lange, dass die Mauer schlecht ist“, erzählt sie. Sogar Monitore hätte die Gemeinde gehabt, um Risse zu messen. „Aber eigentlich hat man mit bloßem Auge gesehen, dass die Mauer sich bewegt.“
Renovierung war für
Gemeinde zu teuer
Gescheitert war eine Erneuerung bis dahin an der Finanzierung. Das kleine Dorf mit gerade mal 120 Katholiken wusste schlichtweg nicht, wie es für die Renovierung aufkommen sollte.
Als nach wochenlangem Regen das Fundament unterspült war und die Mauer einstürzte, war das Glück im Unglück: Das Ordinariat in München stufte die Bauarbeiten nun als Notfallmaßnahme ein. „Wir mussten keinen Euro bezahlen“, sagt Rödig.
Ein Notfall war es tatsächlich: Die Friedhofsmauer in Ebing begrenzt nicht nur das Grundstück, sondern stützt auch das Fundament der Kirche. „Da hatten wir natürlich Angst: Die ganze Statik der Kirche war in Gefahr, es musste sofort reagiert werden.“
Die Bauarbeiten gingen direkt los. „Gott sei Dank erlaubte uns das Denkmalamt, die Mauer komplett wegzureißen – sonst wäre es eine Stückelei geworden“, erzählt Rödig. Die alte Mauer hatte kein richtiges Fundament, war auf Innkieseln errichtet.
Eine Spezialtiefbohrfirma aus dem Schwarzwald musste anrücken, um tragende Pfähle tief im Boden zu befestigen. „Die bauliche Situation war viel schwieriger, als man es der Mauer ansieht“, sagt der beauftragte Architekt Frieder Lohmann.
In dem empfindlichen, denkmalgeschützten Raum zwischen Kirche, Friedhof und Kapelle war kaum Platz für Baumaschinen. „Für die Handwerker war es nicht einfach, hier zu arbeiten“, bestätigt Rödig. Damit sie trotzdem an die Mauer kamen, entfernte die Gemeinde von den acht angrenzenden Gräbern die Grabsteine und deckte sie mit Platten ab.
Gebetet, dass in
Ebing niemand stirbt
Während der Bauarbeiten habe Rödig gebetet, dass niemand stirbt, der in einem dieser Familiengräber beerdigt werden würde. „Das hat mir schlaflose Nächte bereitet.“
Auch Archäologen waren während der Baumaßnahmen in Ebing, denn es kamen immer wieder Gebeine zum Vorschein. Verwunderlich war das nicht, die Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert und vermutlich hat es rundherum immer einen Friedhof gegeben.
„Die ganze Statik der
Kirche war in Gefahr“
„Etwas Besonderes wie Kelten oder Römer war jedenfalls nicht dabei“, erzählt Rödig. Im Frühjahr werden diese menschlichen Überreste würdig bestattet.
Ursprünglich sollte die Mauer zu Allerheiligen 2022 fertig sein, doch erst im Frühjahr dieses Jahres waren sämtliche Arbeiten abgeschlossen. Die Kosten von etwa einer halben Million Euro trug die Erzbischöfliche Finanzkammer. „Wir freuen uns sehr, dass nun alles wieder steht und sicher ist“, sagt Rödig.
Im kommenden Jahr möchte die Gemeinde den Kirchturm restaurieren. Von innen haben sie schon damit begonnen, von außen soll er 2024 eingerüstet werden. Die Kosten tragen sie selbst.