Neumarkt-St. Veit – Acht Wochen noch, dann soll das größte Bauprojekt vor den Toren der Stadt Neumarkt-St. Veit abgeschlossen sein. Die finale Phase hat begonnen beim Raiffeisen-Lagerhaus in Furth. Und der Termin für die Eröffnung steht auch schon: Am Freitag, 19. April, soll es ein Einweihungsfest für Jung und Alt geben, die offizielle Einweihung soll am Sonntag, 21. April erfolgen.
Und das mit einem ganz besonderen Festredner: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wird nach Neumarkt-St. Veit kommen, um dieses Großprojekt offiziell seiner Bestimmung zu übergeben.
Witterung sorgte
für Verzögerung
Der Zeitplan sei eingehalten worden, wie Helmut Vilsmaier, Vorstand der Raiffeisenbank Neumarkt-St. Veit-Reischach auf Anfrage der OVB Heimatzeitungen mitteilt. „Trotz der Umstände ist es nur zu einer kleineren Verzögerung der Fertigstellung gekommen. Hier hat sich die Zusammenarbeit mit vielen ortsansässigen Handwerkern ausgezahlt. Die Verzögerung war einzig auf witterungsbedingte Gründe zurückzuführen“, erklärt der Raiffeisenvorstand, der das Projekt seit dem Spatenstich im Herbst 2022 begleitet hatte.
Vilsmaier verhehlt nicht, dass besonders das Thema Naturschutz, vor allem im Rahmen des Genehmigungsverfahrens, eine Herausforderung dargestellt habe. Speziell ging es um die Anforderungen an Ausgleichsmaßnahmen für Feldlerche und Kiebitz. „Hier war vor allem die notwendige Größe und Nähe zum bebauten Gelände schwierig.“
Das Gelände mit seiner leichten Steigung und den notwendigen Erdarbeiten sei hingegen in der Bauphase bekannt gewesen und habe deshalb auch kein Problem dargestellt. „Allerdings verursachte der starke Niederschlag Anfang Dezember einen Hangrutsch am nordöstlichen Grundstück, der nun zu etwas Mehraufwand führt.“
Mit dem beginnenden Konflikt in der Ukraine vor zwei Jahren waren die Sorgen groß, dass dadurch auch der Baufortschritt leiden könnte. Doch in der Nachbetrachtung gibt Vilsmaier auch hier Entwarnung: „Vereinzelte Lieferschwierigkeiten konnten durch Absprachen und Vorziehen anderer Gewerke ausgeglichen werden. Größere Einschränkungen waren nicht vorhanden.“ Die ursprüngliche Kostenschätzung sei großteils eingehalten worden. Insgesamt wird es auf eine Kostenerhöhung von 1,5 bis 2 Prozent hinauslaufen.
Vor allem aufgrund des frühzeitigen Wintereinbruchs Anfang Dezember 2023 konnten einige Vorarbeiten zur Asphaltschicht und auch die Asphaltschicht nicht mehr erledigt werden, sagt Vilsmaier. Die Fertigstellung der Technik für den Getreideturm sei aber schon immer für Ende Februar/Anfang März geplant gewesen und liegt im Zeitplan.
Vor einigen Monaten hatten in den sozialen Netzwerken und in Chatgruppen Bilder die Runde gemacht, die eine eingestürzte Mauer im Rohbau gezeigt hatten. Was war damals passiert? „Der Einsturz einer Mauer im Palettenlager war durch einen großen nächtlichen Windstoß verursacht“, erklärt Vilsmaier. Die Mauer sei Richtung Straße gefallen und auch etwas auf den angrenzenden Fahrradweg. „Zum Glück hatten wir keine Personenschäden oder Unfälle dadurch!“ Da Arbeiter der Hochbaufirma auf der Baustelle wohnten, konnten die Reste bereits Sonntagvormittag beseitigt und die Mauer schnell wieder aufgebaut werden, so Vilsmaier.
Wenn das Lagerhaus in knapp acht Wochen seiner Bestimmung übergeben wird, dann wird es ein Einzugsgebiet von 50 Kilometer haben, sagt Vilsmaier. Ziel sei es gewesen, am neuen Standort die beiden bisherigen Standorte Niederbergkirchen und Neumarkt-St. Veit zusammenzufassen.
„Wir bieten zwei schlagkräftige Getreideannahmen mit einer Leistung von jeweils 150 Tonnen in der Stunde und circa 12000 Tonnen Lagerkapazität für Getreide.
Eine Trocknung und Kühlung sorgt für eine qualitativ hochwertige Aufbereitung und Vermarktungsmöglichkeit.“ Weiter entstehen ein hochwertiges Palettenlager, Dünge- und Futtermittelboxen, eine Düngermischanlage, zwei Fahrzeugwaagen, ein moderner Pflanzenschutzraum, Labor- und Büroflächen sowie ein Markt mit einer Verkaufsfläche von 220 Quadratmetern für landwirtschaftliche Gebrauchsartikel, Handwerker- und Baustoffartikel sowie regional erzeugte Produkte.
Am neuen Standort sollen zunächst neun Mitarbeiter beschäftigt werden, man plane aber einen Ausbau bis zwölf Arbeitskräfte, so Vilsmaier. „Wir sind nach wie vor überzeugt, mit diesem Projekt den richtigen Schritt eingeleitet zu haben, weiterhin ein verlässlicher und schlagkräftiger Partner für unsere Kunden und die Region zu sein. Aufgrund der langen Planungsphase, die ersten Gedanken und Gespräche fanden ja bereits im Jahr 2008 statt, sind wir nun schon etwas Stolz, die Einweihung unseres neuen, zukunftsfähigen Lagerhauses feiern zu können. Auch die Resonanz aus der Bevölkerung und auch die erfahrene Unterstützung von Stadt und Landratsamt, freut uns sehr, und war trotz der ein oder anderen Herausforderung ein Motivationsschub für die Umsetzung.“
Konventionelle
und Bio-Ware
Worauf Vilsmaier besonders stolz ist: „Mit unseren zwei separaten Annahmen haben wir die Möglichkeit, sowohl konventionelle als auch Bio-Ware gleichzeitig annehmen und aufbereiten zu können. Und das mit der 100-prozentigen Erfüllung aller Zertifizierungsanforderungen.“
Es sei auch bereits eine Kooperation mit der Vermarktungsgesellschaft Bio Bauern mbH abgeschlossen worden, für die die Raiffeisenbank Neumarkt-St. Veit-Reischach nun die Gebietsbetreuung für die Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land, Mühldorf am Inn, Passau, Rosenheim, Rottal-Inn und Traunstein übernommen haben.
Der Umzug in das neue Lagerhaus findet eine Woche vor der Einweihung, ab dem 12. April statt. Während der Bauphase hat die Raiffeisenbank zur Dokumentation eine Kamera mitlaufen lassen. Der komplette Baufortschritt kann im Internet vom Spatenstich an bis jetzt nachvollzogen werden.