Mühldorf – Wo kann man das sonst schon erleben: Markus Söder, Franz Josef Strauß (ja, auch der noch, wenn auch nur als Stimme hinter dem Vorhang), Edmund Stoiber, Hubert Aiwanger, Robert Habeck, Horst Seehofer und auch Schorsch Scheberl, der unverzichtbare Vereinsbayer, zusammen auf der Bühne im Mühldorfer Stadtsaal – das schafft niemand, nur Wolfgang Krebs. Vor einem ausverkauften Haus präsentierte er sein neues Programm „Bavaria First“, in dem seine „Alter Egos“ vor allem einen Plan haben: Bayern muss sich endlich abnabeln von Berlin, schon um den immer weiter steigenden Zahlungen in den Länderfinanzausgleich zu entkommen.
Doch da gibt es mehrere Knackpunkte für Markus Söder, der sich selbst doch als einzig wahren Nachfolger der Wittelsbacher sieht und damit als natürlich geborenen nächsten König von Bayern. Da wäre bekannterweise Hubert Aiwanger, der dieses Amt auch gut bei sich aufgehoben sehen würde, was Söder nicht zulassen kann – allein schon dieser Machtkampf der beiden Alphatiere im bayerischen Kabinett bietet genügend Stoff für richtig gutes Kabarett. Wolfgang Krebs nutzt diesen Stoff bis in die letzte Falte – herausgekommen ist ein starker Abend im Stadtsaal, der meistens Grund zum Lachen, aber gar nicht so selten auch etwas Anlass zum Nachdenken gab.
Denn auf der Bühne des Stadtsaals wurde deutlich: Aus dem Comedian Wolfgang Krebs, der einst mit der Interpretation der unfreiwillig komischen Beschreibung einer Fahrt mit dem Transrapid vom Hauptbahnhof zum Flughafen durch Edmund Stoiber bekannt wurde, ist längst ein fester Bestandteil der Kabarettszene geworden, mit seinen vielen Gesichtern ist er selbst zum bekannten Gesicht geworden.
Verbale Watsch‘n
für die Alphatiere
Und das nutzt Wolfgang Krebs auch gerne dazu, ähnlich wie ein Fastenprediger am Starkbierfest ein paar ordentliche „verbale Watsch‘n“ zu verteilen. Er warnt eindringlich vor dem Erstarken rechter Parteien, er warnte am Beispiel prominenter Köpfe der AfD vor dem, was auf Deutschland zukommen könnte – und auch das kam an im Stadtsaal, es gab viel Applaus für seine in beißende Ironie verpackten politischen Anmerkungen.
Und auch wenn es lustig wird, ist Wolfgang Krebs politisch: die Eitelkeit, die er als Markus Söder auf die Bühne brachte, die ziert den „echten“ Söder ja tatsächlich, und seine Darstellung von Oberjäger Hubert Aiwanger als bauernschlauen Populisten ist auch nicht gerade realitätsfern, im Gegenteil: Da steckten viele Körner Wahrheit drin.
Das Publikum im Stadtsaal mochte offensichtlich beides, die manchmal etwas derben Scherze ebenso wie die politischen Seitenhiebe, es gab reichlich Zwischenapplaus für Wolfgang Krebs in seiner immer noch einzigartigen „One-Man-Show der vielen Gesichter“.
Gewürdigt wurde mit dem Beifall aber sicher auch die schauspielerische Leistung von Wolfgang Krebs: seine rasanten Kostümwechsel, die er alleine hinter einer Stellwand vollzog, die Mimik und Sprache, die es schwer machten, nicht nur den falschen Stoiber vom echten Vorbild zu unterscheiden, und nicht zuletzt die Fähigkeit, von einem Charakter problemlos in den nächsten zu schlüpfen – das macht Wolfgang Krebs niemand nach. krb