Süditalien für einen Abend im Haberkasten

von Redaktion

Floriana Cangiano begeistert mit Stimme und Ausstrahlung

Mühldorf – „Brave Ragazze“, mutige Frauen also: darum ging es in den Liedern der italienischen Sängerin Floriana Cangiano, genannt „Flo“, bei ihrem Auftritt im Mühldorfer Haberkasten. Die in Deutschland bislang noch wenig bekannte Sängerin, die in ihrer Heimat Italien aber bereits seit einigen Jahren gefeiert wird, steht in der Tradition der Künstlerinnen, die mit guten, auch kritischen Texten und mit starker Stimme und Bühnenpräsenz das Publikum „packen“.

Und das gelang Floriana Cangiano auch in Mühldorf, auch wenn wohl nur die allerwenigsten Besucherinnen und Besucher der italienischen Sprache so mächtig waren, dass sie die Texte verstanden. Doch so schlimm war das gar nicht, denn eine kurze Einführung gab es in einem reizvollen Gemisch aus Italienisch, Englisch und ein paar Wörtern Deutsch und alle anderen Verständnisprobleme löste die Sängerin mit ihrer fulminanten Bühnenpräsenz. So viel Leidenschaft, so viel überzeugende Gestik und Mimik, aber auch so viel Lebensfreude – in einer Zeit, in der Musik sich immer öfter „gleich“ anhört, ist es wohltuend, eine derartige Stimme zu hören, die alle Formen von Emotionen in sich vereint.

Dabei entzieht sich „Flo“ jeder Einordnung in eine Schublade, auch das machte die Sängerin mit ihrer sympathischen Ausstrahlung auf der Bühne im Haberkasten deutlich. Als „Weltmusikerin“ wird sie immer wieder bezeichnet, doch das trifft es nicht, denn „Flo“ ist natürlich Italienerin, vor allem Süditalienerin, hier hat sie ihre musikalischen Wurzeln, ganz in der Tradition der italienischen „Cantautori“, der „Singer/Songwriter“ also, die den Italienerinnen und Italienern aus dem Herzen singen.

In Mühldorf gelang es, diesen Funken überspringen zu lassen. Floriana Cangiano bot ein Programm voller Vielfalt, zwischen zart und melancholisch bis zu quirlig und mitreißend, von romantisch bis energisch – das Publikum ging begeistert mit. Und dabei kam vor allem bei den Titeln aus dem Erfolgsalbum „Brave Ragazze“ immer wieder durch, dass die Sängerin mit dem Herzen dabei ist, wenn sie Frauen, die in ihren Augen Heldinnen sind, als Mütter, als Aktivistinnen, als Kämpferinnen ihre Reverenz erweist. Und auch die Canzone, die ganz einfach nur das Leben der Menschen in Neapel beschrieben, zeigten, wo das große Talent der Sängerin liegt: sie kann Geschichten und Menschen lebendig werden lassen, alleine mit ihrer Stimme und ihrer Musik. Die passende und vielbeklatschte musikalische Begleitung bestand aus Cristiano Califano an verschiedenen Gitarren und einer Viola da Gamba, und dem Perkussionisten Michele Maione. Beide sind Meister ihres Fachs, ihr Können ist außergewöhnlich – nicht immer bekommt die Begleitmusik eines Solokünstlers spontanen Zwischenapplaus, im Haberkasten gab es das immer wieder, und zwar völlig zu Recht.

Zum Schluss gab es „standing ovations“ so lange, bis „Flo“ noch einmal auf die Bühne kam und dem Publikum einen letzten musikalischen Espresso servierte – mille grazie, Flo!krb

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