Aus für Stadtbus Ende Juni

von Redaktion

Zwei Linien werden eingestellt – Probebetrieb mit kleineren Fahrzeugen

Mühldorf – Ende Juni wird es beim Mühldorfer Stadtbus einschneidende Veränderungen geben: Die Linien eins und zwei werden eingestellt. Das hat Werner Kurzlechner jetzt auf Anfrage bestätigt: „Der Stadtbus ist seit langer Zeit nur auf Basis einstweiliger Erlaubnisse unterwegs, Ende Juni läuft die aktuelle aus. Falls der Betrieb über dieses Datum hinaus noch einige Wochen weiterlaufen sollte, wären wir freudig überrascht.“

Anfang Juli soll dann das neue Rufbussystem eingeführt werden, es beginnt mit einem Probebetrieb und zwei Kleinbussen. Sie fahren auf Anforderung von Kunden zu 160 Haltestellen im Stadtgebiet. Die neuen Ruftaxis sollen Montag bis Freitag von 7 bis 20 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr erreichbar sein. Eine Einschränkung der Betriebszeiten gegenüber dem derzeitigen Angebot gibt es damit laut Kurzlechner nicht.

Jede Fahrt kostet nach Angaben der Stadt zwei Euro. Wer ein gültiges Deutschlandticket hat, zahlt nur einen. Das gilt unabhängig von gefahrenen Kilometern. Kinder in Begleitung unter sechs Jahren fahren kostenlos.

Erkenntnisse
zu Anforderungen

Viel mehr steht derzeit aber noch nicht fest. Der Probebetrieb soll der Stadt Erkenntnisse bringen, welche Anforderungen die Mühldorfer an ihren neuen Rufbus haben. Das gilt auch für die Kilometerleistung des neuen Angebots. „Die Entwicklung ist abhängig vom Bedarf, also den tatsächlichen Buchungen.“ Es sei vorgesehen, Daten über Nutzung und Fahrstrecken zu sammeln und auszuwerten. „Im Fall des Falles können wir aufsatteln, sodass beispielsweise Kilometerzahl und Fahrgastkapazitäten gesteigert werden können“, sagt Kurzlechner. Auch zusätzliche Busse seien denkbar.

Die Stadt hat nach eigenen Angaben keine Zahlen, wie viele Menschen derzeit den Stadtbus nutzen.

Die Linien drei und vier werden laut Kurzlechner weiter die bisherigen Haltestellen im Stadtgebiet anfahren. Das geschieht aber als Teil der überörtlichen Strecken, auf denen sie unterwegs sind und die ihren Zielpunkt in Mühldorf haben. Sie sind nicht mehr Teil des öffentlichen Nahverkehrs, der im Auftrag der Stadt läuft. „Das geschieht aber nicht mehr in unserer Regie.“

Laut den Plänen für den Rufbus liegen Haltestellen im gesamten Stadtgebiet, damit auch im Bereich der Linien 3 und 4.

Ein Kritiker des neuen Konzepts bleibt übrig

Obwohl sich der Stadtrat vor gut einem Jahr einstimmig öffentlich für das neue System aussprach, übt Verkehrsreferent Dr. Georg Gafus (Grüne) weiterhin Kritik an der Umstellung. Er stimmte im April 2023 zwar zu, sieht ein Rufbussystem aber weiterhin bestenfalls als Ergänzung zum bisher „zuverlässig und preisgünstig“ angebotenen Linienbussystem, als „Ergänzung des Linienverkehrs in Randzeiten und Stadtteilen, an denen bisher kein Linienverkehr eingerichtet war.“ Ein Ersatz könne er aber nicht sein.

Gafus kritisiert die höheren Preise für die Fahrscheine. „Besitzer des Deutschlandtickets konnten den Mühldorfer Stadtbus bisher wie den Nahverkehr in ganz Deutschland ohne zusätzlichen Aufpreis nutzen.“ Wenn für den Probebetrieb ein „Komfort-Zuschlag von einem Euro fällig“ werde, mache das die Nutzung deutlich teurer. Laut Gafus sind das bei täglicher Nutzung zehn Euro pro Woche für Hin- und Rückfahrt, 40 Euro im Monat: „Eine Verdopplung des Preises.“

Bürgermeister Hetzl sieht das anders. „Wir bekommen eine flexiblere, komfortablere und letztlich in allen Belangen bessere und überlegene Nahverkehrslösung – außerdem umweltfreundlich und kosteneffizient“, sagte er auf Anfrage. Zugleich bitte er um Geduld. „Anfangs mag es auch einmal ruckeln, aber wir werden beständig an einer kontinuierlichen Verbesserung arbeiten und Probleme schnell lösen.“

Mit dem Rufbus seien die jahrelang vergeblichen Anstrengungen der Stadtverwaltung von Erfolg gekrönt, die Taktung zu verbessern oder nicht erschlossene Flecken in der Stadt anzubinden.

Noch keine
Angaben zu Kosten

Zu diesen konkreten Kosten äußert sich die Stadt aber noch nicht. „Bei der Einführung des Probetriebs ist noch vieles in Fluss. Aktuell machen wir öffentlich deshalb keine konkreten Angaben zu den Kosten“, erklärt Stadtsprecher Kurzlechner.

Bürgermeister Hetzl verweist auf den Ansatz im Haushalt. Heuer seien 550000 Euro für den neuen Stadtbus vorgesehen. Das sei in der Tat deutlich mehr als 2022 und 2023.

Verkehrsreferent Gafus hatte eine deutliche Teuerung kritisiert und sprach vom Vierfachen der bisherigen Kosten für die Stadt. Hetzl hält dagegen: „Man sollte hier aber nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wir haben Kostensteigerungen für Personal und Material auch im ÖPNV zu berücksichtigen.“

Mehrere Systeme
in der Region

Nach seinen Angaben könne auch der provisorische Minimalbetrieb der vergangenen Monate preislich nicht mit einem neuen Vertrag für ein komplettes Rufbussystem verglichen werden. In der Region gibt es bereits mehrere Rufbussysteme. „Rosi“ fährt seit Mai 2022 im Landkreis Rosenheim in Aschau, Bad Endorf, Bernau, Breitbrunn, Eggstätt, Frasdorf, Gstadt, Höslwang, Prien, Rimsting und Samerberg. „Rupi“ ist seit Oktober 2023 rund um den Waginger See in Fridolfing, Kirchanschöring, Petting, Taching am See, Tittmoning und Waging am See unterwegs. Im Landkreis Traunstein planen Seeon-Seebruck, Chieming, Grabenstätt, Übersee und Grassau die Einführung.

Der Rufbus kann über eine App oder telefonisch gebucht werden und fährt dann die Haltestelle an, zu der er bestellt wurde. Telefonnummer und der Name der App werden zum Start des Rufbusses veröffentlicht werden.

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