Gars – Da sind sich die Redemptoristen im Kloster Gars einig: Der im Jahr 2022 verstorbene Bruder Ulrich, seines Zeichens Gärtnermeister und „Architekt“ der Klostergärtnerei, hätte bis über seinem Tod hinaus bestimmt noch seine helle Freude an Bruder Klaus, der den Beruf des Zierpflanzengärtners erlernte und ihm so quasi als Geistlicher in der Gärtnerei nachfolgt, gehabt. Zusätzlich stärke der junge Gärtnergeselle auch die große Tradition der Garser Klostergärtnerei, hieß es vonseiten der Ordensprovinz.
Schon als Kind vom Kloster fasziniert
Nun legte Bruder Klaus seine ewigen Gelübde ab. „Ich durfte Bruder Ulrich in meinem ersten Lehrjahr noch kennenlernen“, freut sich Klaus Kagermeier, der seine Ausbildung im Sommer 2023 erfolgreich beendete. Aber nicht nur das: Der Ordensmann erfuhr höchste Ehrung aufgrund besonderer schulischer Leistungen. Er schloss seine Gesellenprüfung nämlich mit der Note 1,2 ab.
Der heute 36-Jährige wuchs in einem Bauerndorf in der Nähe von Cham (Oberpfalz) auf. Allerdings nicht alleine, denn er kam mit einem Zwillingsbruder zur Welt. Außerdem haben die Zwillinge noch einen älteren Bruder.
Mit dem Kloster in Cham, das später noch eine große Rolle im Leben des Oberpfälzers spielen sollte, kam Klaus Kagermeier 1996 in Berührung, als er mit seinem Zwillingsbruder Stefan in die Gemeinschaft der Ministranten aufgenommen wurde. Wie Bruder Klaus rückblickend verrät: „Das Leben in einer Ordensgemeinschaft fand ich tatsächlich schon als Kind faszinierend und interessant. Wahrscheinlich liegt es daran, dass zwei meiner Großtanten Klosterschwestern geworden sind.
Der Gedanke, eventuell selber in ein Kloster einzutreten, lag dem Jugendlichen damals jedoch noch fern. Nach der Schulzeit erlernte er zuerst den Beruf eines Industrie-Elektronikers. Weil er aber durch seine Ministranten-Tätigkeit immer wieder mit den Ordensbrüdern in Cham Gespräche führte, kam der junge Oberpfälzer eines Tages auf die Idee, ein Praktikum im Kloster anzustreben, um festzustellen, ob er vielleicht ebenfalls in eine Ordensgemeinschaft passen würde. „Meinen Eltern war das gar nicht recht, aber mein Zwillingsbruder unterstützte mich in diesem Vorhaben“, berichtet Bruder Klaus und ergänzt: „Besonders hervorheben möchte ich das Jahr 2008, als der Landwirtschaftsmeister Bruder Vitus von Gars nach Cham wechselte.“
Mit Bruder Vitus verstand sich Klaus auf Anhieb. Der Ältere berichtete dem Jüngeren ausführlich über das Klosterleben. Außerdem half Klaus oft und gerne Bruder Vitus bei den klösterlichen Gartenarbeiten. Zwischen Blumen säen und Unkraut zupfen reifte bei Klaus allmählich der Gedanke, selber ins Kloster einzutreten. Bruder Vitus sei daran nicht „ganz unschuldig“ gewesen. Zwillingsbruder Stefan ermunterte Klaus, seinen Wunsch in die Tat umzusetzen. Klappe es nicht, könne er ja wieder ins weltliche Leben zurückkehren.
Am 1. September 2014 war es dann so weit: Klaus Kagermeier zog als Kandidat ins Kloster der Redemptoristen ein. Es folgte das Noviziat in Attnang-Puchheim. Das zeitliche Ordensgelübde legte Bruder Klaus 2016 ab. Dem jungen Redemptoristen standen neben Versetzungen auch viele unterschiedliche Aufgaben ins Haus. Er arbeitete als Mesner, als Hausmeister sowie als Hauschronist im Kloster Cham. In dieser Eigenschaft brachte er die Hauschronik auf Vordermann, was nicht einfach gewesen ist, denn Teile der Chronik waren in Sütterlinschrift verfasst.
„Ich absolvierte beim BRK auch noch eine Ausbildung im Pflegebereich“, erzählt der Redemptorist, der nach wie vor fest mit Bruder Vitus im Chamer Klostergarten werkelte. Weil aber Teile des Klosters sowie des Gartens verkauft wurden, hielten sich daraufhin die gärtnerischen Arbeiten in Grenzen, sodass der Provinzial 2021 Bruder Klaus nach Gars abordnete. Dort ist er nicht nur der Jüngste in der Ordensgemeinschaft, er startete auch seine Ausbildung zum Zierpflanzengärtner. Mittlerweile hat der Ordensmann in Gars längst Fuß gefasst. Sein Tag ist zweigeteilt: Am Vormittag obliegt ihm die Aufgabe des Verwaltungsleiters und des Hausarchivars und nachmittags arbeitet er in der Gärtnerei oder auf dem Friedhof.
Lange Wartezeit bis zur nächsten Profess
Beim Gedanken an den verstorbenen Bruder Ulrich beschreibt der 36-Jährige seine Dankbarkeit im Hinblick darauf, dass er den großen Meister der Gärtnerei in dessen Sterbeprozess begleiten durfte. Ein großer Tag für das Kloster und für Klaus Kagermeier ist der 29. Juni 2024 gewesen, als er in der Pfarr- und Klosterkirche Gars seine ewigen Gelübde ablegte. Damit schloss er sich auf Lebenszeit der Kongregation der Redemptoristen an. „Zu dieser Feier erschien meine Familie und mein Zwillingsbruder Stefan ministrierte“, sagt der Ordensbruder mit einem Lächeln im Gesicht.
Rektor Edmund Hipp vermutet, es werde wohl lange dauern, bis in Gars wieder eine Profess gefeiert werden kann.