Mühldorf – Dass Parkplätze in Mühldorf knapp sind, ist bekannt. Dass große und lange Autos mehr Parkraum verbrauchen, auch. Aber hat die Stadt tatsächlich ein Problem mit „Monster-SUVs“? Selbst der Bürgermeister fährt ein solches „Sports Utility Vehicle“.
Auf Parkplätzen in Mühldorf kommt es immer wieder vor, dass Fahrzeuge über die Breitenmarkierung hinaus parken. Sie blockieren zwei Parkbuchten, weil sie entweder schräg in der Parklücke stehen, viel zu viel Sicherheitsabstand zu anderen Autos lassen, breiter oder länger sind.
SUV-Fahrer stärker
zur Kasse bitten
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat in Sachen Parkraumverschwendung einen Hauptgegner ausgemacht und mit der Aktion „Monster-SUV raus aus meiner Stadt!“ den Kampf gegen SUVs in deutschen Städten aufgenommen. In 324 Städten ist die DUH bisher aktiv geworden, auch in Mühldorf ist jetzt ein entsprechender Antrag eingetrudelt. Die Umwelthilfe fordert die sofortige Umsetzung höherer Parkgebühren und Parkbeschränkungen für „überdimensionierte“ Fahrzeuge.
SUVs, ausgeschrieben „Sports Utility Vehicles“, werden immer beliebter, sie verbrauchen aber auch mehr Sprit und Parkfläche. Dass Parkplätze in Mühldorf wie in anderen Städten knapp sind, ist bekannt. Nicht umsonst wird im Stadtrat seit Jahren über den Bau von Parkhäusern diskutiert. Aber hat die Kreisstadt speziell ein Problem mit parkenden SUVs?
„Wenn man sich in Mühldorf umschaut, sieht man viele Autos, darunter ein paar SUVs“, erklärt Werner Kurzlechner, Sprecher der Stadt. „Die echten Probleme scheinen uns nicht durch Sondermaßnahmen gegen diese Fahrzeuggruppe lösbar, zumal derlei auch nicht unsere Aufgabe ist.“ Mit den „echten Problemen“ meint er den „hinlänglich von Handel und Anwohnern beklagten Mangel an Stellplätzen“.
„Wir müssen immer das Gesamtwohl im Auge haben“, sagt Kurzlechner. Würde die Stadt zum Beispiel die Stellflächen verkleinern, damit keine SUVs darauf passen, würden „wir Menschen mit körperlichen Einschränkungen dadurch die Parkplatzsuche sowie das Ein- und Aussteigen erschweren, wenn nicht sogar zur Qual machen.“
Parküberwachung führt die Stadt laut Kurzlechner an 50 Stunden wöchentlich durch. Das Ordnungsamt der Stadt gehe dabei auf Basis der Straßenverkehrsordnung vor, „die nicht zwischen SUVs und anderen Fahrzeugen unterscheidet“.
Im Klartext heißt das, dass Verstöße geahndet werden – egal ob durch einen SUV oder ein anderes Gefährt.“ Verstöße werden in Mühldorf mit Bußgeldern sanktioniert. „Auch die Überschreitungen von Parkmarkierungen haben wir im Blick“, betont der Pressesprecher.
„Anwohnerparkausweise kosten in Bayern maximal 30 Euro, das ist überörtlich geregelt“, entgegnet Kurzlechner der DUH-Forderung nach einer an der Fahrzeuggröße orientierten Preisgestaltung und der massiven Erhöhung der Anwohnerparkgebühren auf mindestens 360 Euro pro Jahr. „In Mühldorf haben wir in der Altstadt und in der Oberen Stadt aktuell 200 Anwohnerparkausweise ausgegeben.“
Verwundert ist die Stadtverwaltung darüber, dass die Umwelthilfe ihr Schreiben „Antrag“ nennt: „Auf welcher Grundlage kann ein eingetragener Verein von Berlin aus ‚Anträge‘ bei bayerischen Bürgermeistern stellen? Aus unserer Sicht ist das Schreiben ein Wunschkatalog mit vollständig unverbindlichem Charakter.“
Auch Bürgermeister
fährt SUV
Der Dienstwagen von Mühldorfs Bürgermeister, ein elektrischer BMW iX, fällt unter die Kategorie SUV. Was hält er persönlich vom Vorstoß der Umweltorganisation? „Die Kommunen sind sicherlich nicht der richtige Adressat für die einzelnen Forderungen und Wünsche der Deutschen Umwelthilfe, die auf Bundes- oder Landesebene zu diskutieren wären“, lautet Michael Hetzls Kommentar. Der Vorschlag führt seiner Ansicht nach an der tatsächlichen Lage in Mühldorf vorbei.
„Mag sein, dass diese Fahrzeuge anderswo ein verkehrliches Problem darstellen, in Mühldorf sicherlich nicht“, so der Bürgermeister. „Ich habe mich bei der Auswahl meines Dienstautos maßgeblich an zwei Kriterien orientiert: Weil mir die Umwelt wichtig ist, sollte es ein elektrischer Antrieb sein. Und weil ich die heimische Wirtschaft unterstützen will, die Arbeitsplätze auch für Mühldorfer bietet, sollte der Hersteller BMW sein. Das bei meinem Dienstantritt einzige in Dingolfing hergestellte E-Auto-Modell war der iX, für den ich mich dann trotz des SUV-Labels entschieden habe.“