Waldkraiburg – Wie soll ich jetzt weiterfahren? Das denkt sich wohl so mancher Autofahrer, der plötzlich vor einer Schranke im Mühldorfer Hart steht. Während Fußgänger und Radfahrer den Übergang queren können, ist für Autos oder gar Lkw hier Schluss. Für sie ist der Bahnübergang nicht passierbar, die „Umleitung” damit eine Sackgasse.
Doch wie sind die betroffenen Verkehrsteilnehmer überhaupt dort gelandet? Die offizielle und ausgeschilderte Umleitung führt schließlich keineswegs in den Wald. Anders dagegen der Kartendienst Google Maps: Er lotst Nicht-Ortskundige oder Menschen, die sich auf die Navigation verlassen, durch besagten Wald.
Keine Garantie
für Richtigkeit
Anwohner im Föhrenwinkel ärgern sich unterdessen, dass so mancher Autofahrer im Wald strandet und sie anderen derzeit nicht ihre Adresse zur Navigation via Google nennen können.
Christoph Berger, der bei der Stadt Waldkraiburg für öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist, weist darauf hin, sich bei beschilderten Umleitungsstrecken nicht auf Kartendienste wie Google Maps zu verlassen. Stattdessen sollen Verkehrsteilnehmer der Beschilderung folgen.
Denn die Richtigkeit einer vorgeschlagenen Route auf Google Maps könne nie vollständig garantiert werden. „Da neben Google Maps auch noch viele weitere unterschiedliche Kartendienste genutzt werden, ist es kaum möglich, diese bei jeder Umleitung auf Richtigkeit zu kontrollieren, zudem obliegt es den Kartendiensten selbst, eine entsprechende Route vorzuschlagen”, sagt er.
Doch wie kommen die Informationen für Google Maps eigentlich zustande? Sie stammen aus verschiedenen Quellen, wie der Konzern auf Anfrage mitteilt: Ortschaften, Straßennamen, Grenzen, Verkehrsdaten und Straßennetzwerke würden aus einer Kombination von Drittanbietern, öffentlichen Quellen und dem Input der Nutzer stammen. „Im Allgemeinen bieten diese Quellen eine starke Basis für umfassendes und aktuelles Kartenmaterial”, so ein Google-Sprecher.
Weiter erklärt Daniel Drachenberg vom Staatlichen Bauamt Rosenheim: Die Navigationsanbieter greifen üblicherweise über das Portal „BayernInfo“, in dem jeder Interessierte sich Baustellen anschauen und Routen planen kann, ihre Informationen ab. Diese Informationen werden zuvor von den Staatlichen Bauämtern in ein sogenanntes Arbeitsstellenintegrationssystem ein- und an „BayernInfo“ weitergegeben. Drachenberg betont, dass die Baustelle mit Vollsperrung dort korrekt eingetragen ist.
„Auf die tatsächliche Navigationsführung, zum Beispiel über Google Maps, haben wir leider keinen Einfluss. Wir haben keinen Auftrag und Kapazitäten, die Routenplanungen von verschiedenen Navigationsanbietern zu überprüfen“, sagt er. Fälschlicherweise nehme Google Maps offenbar an, dass die St2352 auch vom Föhrenwinkel bis Ecksberg gesperrt ist. „Und damit ist der einzige Ausweg aus Föhrenwinkel für das System über den Mühldorfer Hart“, sagt Drachenberg.
Um dies zu ändern, hat Berger von der städtischen Verkehrsbehörde laut eigener Aussage bereits eine umfassende Fehlermeldung an Google Maps verfasst und um Anpassung der fehlerhaften Routenplanung an die beschilderte Umleitung gebeten. Google selbst lädt Nutzer ebenfalls dazu ein, Fehler oder fehlende Einträge zu melden.
Die Föhrenwinkler seien über die Sperrung und Umleitung entsprechend informiert worden, betont Drachenberg. Zusätzliche Hinweisschilder seien nicht geplant. „Wir sind nicht befugt, auf dem untergeordneten Straßennetz, das nicht zur Umleitungsstrecke gehört, oder auf Schleichwegen Anordnungen zu erlassen“, sagt er. Dies müsse gegebenenfalls über die örtliche Verkehrsbehörde oder die Untere Verkehrsbehörde im Landratsamt erfolgen.
Die korrekte Umleitung in den Föhrenwinkel führt über die ehemalige B12 (heute St 2250 sowie die Gemeindestraße „Kronprinzlinie“) und die St2091 über Ampfing. Sie ist vor Ort entsprechend ausgeschildert. Bis Ende September soll die Staatsstraße 2352 in Richtung Mühldorf noch für den Verkehr gesperrt sein.
Unternehmen korrigiert Fehler
Die Recherchen der OVB-Heimatzeitungen zeigten schnell Wirkung: Google reagierte prompt und hat die fehlerhafte Routenführung geändert. Die Stadt ihrerseits hat zusätzliche Schilder aufgestellt, die verdeutlichen, was ohnehin gilt: Die Fahrt durch den Wald ist verboten.