Mühldorf – Eigentlich ist das zehnjährige Bestehen des Heilig-Geist-Spitals im neuen Haus nur ein Augenblick, wenn man die Ursprünge dieser Einrichtung historisch zurückverfolgt, bemerkte Heimleiterin Ilona Brunner beim Festakt im Ökonomiestadl. Brunner konnte anlässlich der Feierlichkeit zum Zehnjährigen unlängst zahlreiche Festgäste begrüßen. Unter ihnen Bürgermeister Michael Hetzl, dessen Vorgängerin Marianne Zollner und Altbürgermeister Günther Knoblauch sowie Clemens Kraus, stellvertretender Geschäftsführer der Caritas-Altenheime der Erzdiözese München und Freising.
Wichtiger Bestandteil
sozialen Lebens
Bezirksrätin und Seniorenreferentin Claudia Hausberger sowie die ehemalige Seniorenreferentin Marianne Pfaffeneder wohnten ebenfalls der Feierstunde bei, die mit einem Gottesdienst in der hauseigenen Kapelle begann. Bei der weltlichen Feier im Ökonomiestadl bescheinigte Rathauschef Michael Hetzl in seinem Grußwort dem Heilig-Geist-Spital ein wichtiger Bestandteil sozialen Lebens in der Kreisstadt zu sein. „Ich bedanke mich für die stets konstruktive Zusammenarbeit und möchte betonen, dass die Türen der Stadt für Anliegen immer offenstehen“ unterstrich der Bürgermeister.
Clemens Kraus sieht in der Einrichtung ein Haus, welches zukunftssicher und hervorragend aufgestellt ist. Er würdigte Heimleiterin Ilona Brunner, die das Heilig-Geist-Spital zu dem gemacht habe, was es heute ist. Das gesamte Personal würde jeden Tag mit Herz und Verstand für die Bewohner da sein. Kraus vergaß nicht, den angrenzenden Ökonomiestadl mit seinen kulturellen Angeboten zu erwähnen, der etwas ganz Einzigartiges darstelle.
Marianne Zollner, ehemalige Bürgermeisterin und Stadtführerin nahm die Festgäste mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit der Einrichtung, die auch an die städtische Historie anknüpfe. Wo liegen die Anfänge der Versorgung von alten, kranken und armen Menschen? Sie wurden damals wie heute oft von ihren Familien versorgt. Wer weder Familie noch Besitz hatte, gehörte zu den „Hausarmen“. Es bedurfte also einer Lösung für die Armen, Kranken und alten Menschen der Stadt. „Die erste Erwähnung eines „Seelhauses für die Armen“ erfolgte im Jahr 1372“, erklärte Zollner und führte weiter aus: „Das Haus befand sich an der Mündung des Hammerbachs in den Inn, dem sogenannten Sauloch“. Aus Sorge vor Ansteckung wurden die Leprakranken und andere von ansteckenden Krankheiten betroffenen Personen im Leprosenhaus untergebracht. Aber damit gab es noch keine Versorgung für Arme, Alte und Kranke.
So begann einhundert Jahre später die Geschichte des Heilig-Geist-Spitals, das sich dieser Aufgabe annehmen sollte. Im Jahre 1472 erwarb die Stadt ein Haus hinter der Stadtmauer am Fluss. Bereits ein Jahr später konnte ein angrenzendes Grundstück gekauft werden. „Mit diesem Kauf war der Grundstein für ein Bürgerspital in Mühldorf gelegt, das 1477 erstmals Heilg-Geist-Spital genannt wurde“, so Stadtführerin Zollner, die in ihrem historischen Abriss noch von der enormen wirtschaftlichen Entwicklung des Hauses berichtete. Stiftungen und Vermächtnisse hätten dies möglich gemacht. Das Spital sei geschäftstüchtig und vor allen Dingen an vermögenden Bürgersleuten interessiert gewesen.
Die dritte soziale Einrichtung in Mühldorf entstand im Jahre 1563 durch das Bruderhaus, in dem die ärmeren und besitzlosen Menschen Unterschlupf fanden. Wie Zollner erklärte, bestanden das Leprosen- und Bruderhaus bis etwa 1914, während das Heilig-Geist-Spital alle Wirren der Geschichte überdauerte und heute noch als Stiftung weiter besteht.
Altbürgermeister Günther Knoblauch trat ebenfalls ans Rednerpult und hielt eine kurze Rückschau. Knoblauch gilt als Wegbereiter im Hinblick auf Zusammenlegung des alten Bürgerspitals mit dem einstigen Caritas-Altenheim, sodass inmitten der Stadt eine moderne Seniorenresidenz entstehen konnte. Heimleiterin Ilona Brunner blickte zurück auf das Jahr 2014, als 48 Bewohner ins neue Spital eingezogen sind. Die Anfänge seien etwas schleppend gewesen. „Einen großen Schub brachte uns die Neueröffnung des Ökonomiestadls, der offene Mittagstisch sowie die Veranstaltung ‚Kultur im Stadl‘“, unterstrich Brunner. Das Gesamtkonzept des Hauses habe sich herum gesprochen und wurde inzwischen hervorragend angenommen.
Mitarbeiter
aus 23 Nationen
Momentan ist das Spital mit seinen 112 Betten ausgebucht. Derzeit sind elf Azubis sowie Mitarbeiter aus 23 Nationen in der Einrichtung beschäftigt. Die Heimleiterin kam aber auch auf Krisen zu sprechen wie die Pandemie und die Cyberattacke, die im September 2022 von einer Minute auf die andere sämtliche digitalen Systeme lahm legte. Was habe man aus den Krisen gelernt? Auf diese Frage hat Ilona Brunner folgendes Rezept parat: „Ruhe bewahren, auf den gesunden Menschenverstand vertrauen, mutig kreative Ideen ausprobieren und vor allen Dingen den Humor nicht verlieren“.
Der Festakt wurde von Rainer Amasreiter und Uschi Neumüller musikalisch begleitet.