Neumarkt-St. Veit – „Unsere älteren Menschen sind besonders in der Corona-Zeit in Bezug auf Gottesdienstbesuche zu kurz gekommen“, meint Sieglinde Einmayr. „Das ist mir besonders aufgefallen, als mein Vater und auch Bekannte damals in Pflegeeinrichtungen waren.“ Das nahm sie als Anlass, sich besonders für Wortgottesdienste in Pflegeheimen und in der Tagespflege einzusetzen. Dazu besuchte sie rund 15 Wochenendseminare über zwei Jahre, bei denen ihr vermittelt wurde, wie man vor allem älteren Menschen wieder die Möglichkeit gibt, aktiv am Gottesdienst teilzuhaben. Und bei Bedarf leistet sie auch individuellen Beistand.
Jeden Monat hält sie im Tagespflegeheim Somitas einen Wortgottesdienst „und in der Advents- und Weihnachtszeit mache ich das jede Woche“, fährt sie fort. „Wir beginnen mit der Verkündigung Mariens und besprechen die Herbergssuche auf dem Weg nach Bethlehem, bis hin zur Geburt im Stall. Beendet wird die Weihnachtszeit im Januar. Dazu erzähle ich über die Flucht nach Ägypten.“
Die Vorbereitungen dazu und die Nachmittagsstunden im Pflegeheim leistet Einmayr ehrenamtlich. Auch heute hält sie im Gruppenraum ihren Wortgottesdienst über die Hirtenverkündigung und die Geburt des Heilands. Sie setzt dazu Lieder aus dem Kindermette in St. Vitus im Jahre 2007 – zu Pfarrer Holzners Zeiten – ein. Viele Besucher der Tagesgäste singen mit, beten die Fürbitten und empfangen zuletzt die Kommunion.
Auch das Friedenslicht aus Bethlehem verteilt Einmayr an jeden Einzelnen, um es mit nach Hause zu nehmen, in Form einer Engelamtskerze.
Gut eine Stunde dauert die feierliche Handlung an diesem Gottesdienst zum Ende des Jahres. Dann wird ein wenig erzählt. Die Senioren erinnern sich an ihre Kindheit und an Besonderheiten bei manchem Weihnachtsfest. Als die Besucherzeit in der Tagespflege zu Ende geht, fahren die Gäste mit strahlenden Augen heim, verbunden mit dem Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben.
Die OVB Heimatzeitungen fragten die Bewohner des Tagespflegeheims über ihre Erfahrungen und Ansichten über Weihnachten. Rosa Wimmer (87) aus Frauenhaselbach hat einiges zu erzählen. „Wir waren zehn Geschwister am Hof. Da war das Weihnachtsfest daheim schon etwas Besonderes. Viel an Geschenken gab es nicht. Mit meiner ersten Puppe habe ich sehr lange gespielt. Es war schon anders als jetzt, aber schön ist es immer noch für mich. Ich freue mich auf Heiligabend. Besonderes Essen wie Entenjung gab’s damals oft.“
Erich Reuter (83) aus Buchbach erinnert sich auch noch ganz genau an seine Kindheit: „Am Heiligen Abend saßen wir alle in der Stube. Geschenke gab es nur Praktisches. Als ich Kind war, herrschte noch vier Jahre Krieg und dann begann die Nachkriegszeit. Da ging es keinem gut. Selbst Schokolade war selten. Aber wir waren glücklich.
Josef Westenthanner (96) aus Bodenkirchen hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Mei, in meiner Jugend war Krieg. Als Bauernsohn war ich nicht an der Front, sondern beim Tross.“ In Verbindung mit dem Militär ist damit die unterstützende Versorgungs- und Transporteinheit für die militärische Truppe gemeint. „Wir waren zehn Geschwister und konnten von Weihnachten nicht viel erwarten. Aber es ging immer feierlich her. Ich erinnere mich gerne an den vielen Schnee damals. Den vermisse ich jetzt.“