Sein Narrenschiff fährt weiter

von Redaktion

Bauhofmitarbeiter und Feuerwehrler Otto Hartinger im Alter von 91 Jahren gestorben

Mühldorf – Die Arbeit mit Holz war Otto Hartingers große Leidenschaft. Er hat das Mühldorfer Narrenschiff gebaut, das alljährlich im Faschingsumzug über den Stadtplatz rollt. Im Alter von 91 Jahren starb er im Kreis seiner Familie.

Jeder Mühldorfer Faschingsfreund kennt das prächtige Narrenschiff, auf dem Mühldorfs Prinzenpaare und Bürgermeister beim großen Faschingsumzug über den Stadtplatz gefahren werden. Otto Hartinger war der Mann, der dieses Schiff 1972 gebaut hat. Am 16. Januar ist Hartinger in seinem Mühldorfer Zuhause gestorben.

Frau zufällig beim
Radeln getroffen

Am 3. Dezember 1933 erblickte Otto Hartinger in Mühldorf das Licht der Welt. Er wuchs mit sechs Geschwistern auf und besuchte die Schule in Mühldorf. Danach machte er eine Lehre als Schreiner und in Zeiten der Arbeitslosigkeit eignete er sich auf dem Bau das Zimmerer-Handwerk an. „39 Jahre war er beim Bauhof der Stadt Mühldorf angestellt“, erzählt seine Frau Luise. Bis zum Beginn seines Ruhestands im Dezember 1996.

Sie erinnert sich noch gut an den Tag, als sie ihren Otto kennenlernte. „Das ist eine lustige Geschichte. Ich habe in der Landwirtschaft gearbeitet und radelte mit dem Rechen auf der Schulter von Feld zu Feld, um das Heu zu wenden.

Er war mit dem Roller unterwegs, um im Sägewerk Bauholz abzuholen. Wir sind uns auf der Straße begegnet, haben beide angehalten, uns ein bisschen unterhalten und dort auf der Straße ein erstes Treffen ausgemacht.“

Zu dieser Zeit hatte Otto Hartinger schon eigenhändig mit dem Bau eines Hauses begonnen. „Er hat das Haus ganz allein gebaut“, sagt seine Witwe. „Sogar das Fundament hat er selbst mit der Schaufel ausgegraben. Vier Jahre lang hat der Hausbau gedauert.“

Am 13. Juli 1963 wurde geheiratet. Die beiden wurden Eltern von zwei Kindern, Sohn Robert und Tochter Monika. Die zwei Enkelinnen Christina und Johanna waren dem Opa Otto Hartinger besonders ans Herz gewachsen.

Fast 74 Jahre war Otto Hartinger Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Mühldorf. Auch in der Kolpingsfamilie war er aktiv und seit 60 Jahren in der CSU engagiert. 1972 ereilte ihn unverhofft der Auftrag der Stadt, ein Narrenschiff für den Fasching zu bauen.

Zusammen mit seinem mittlerweile verstorbenen Kollegen Albert Jost machte er sich ans Werk. „Das Schiff trägt seine Handschrift“, sagt seine Ehefrau stolz. „Er hat sich überlegt, wie er es anstellen könnte. Denn es gab wenig Material. Aus einem alten, runden Zaun hat er den Bug geformt.“

Einige Jahre steuerte er das Narrenschiff mit einem Lkw als fahrbaren Untersatz selbst durch Mühldorf. Auch im Alter war der Besuch des Faschingsumzugs für ihn ein fester Termin, um einen Blick auf sein Werk zu erhaschen.

„Die Arbeit mit Holz war sein Leben, er war ein richtiger Holzwurm“, das wird Luise Hartinger immer in Erinnerung bleiben. Obwohl längst im Ruhestand, war Hartinger immer bereit, Freunden und Bekannten zu helfen, wenn seine Kenntnisse als Schreiner oder Zimmerer gefragt waren.

„Noch vier Wochen vor seinem Tod standen wir beide im Keller und haben Holz abgeschnitten. Damit mir das Holz ja nicht ausgeht.“ Kurz danach verließen den 91-Jährigen die Kräfte. „Weil er nichts mehr arbeiten konnte, war er mit dem Leben fertig. Nur rumsitzen, das war nichts für ihn.“

In seinen letzten Tagen war immer jemand von der Familie bei Otto Hartinger, bis zuletzt konnte er in seinem Zuhause bleiben. „Die Kinder und Enkel waren Tag und Nacht da, sie haben ihn nie alleine gelassen und haben mir geholfen“, das tat ihm und seiner Frau gut. „Ich hatte das Glück, dass er in meinen Händen gestorben ist.“

Zum Abschied sein
Lieblingslied

Eine große Trauergemeinde hat am Begräbnis des geschätzten Mühldorfers teilgenommen. Luise Hartinger dankt Pfarrer Klaus Vogl für das feierliche Requiem in der Pfarrkirche St. Pius und der Egerländer Blasmusik aus Waldkraiburg für das musikalische Geleit. Die Bläser spielten Otto Hartinger am Friedhof Mößling noch einmal das Lied, das er immer so gerne gehört hat, „Wie groß bist du“.

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