Verregneter Juli führt zu weniger Qualitätsweizen

von Redaktion

Erntebilanz im Landkreis Mühldorf fällt durchwachsen aus – Brezen, Brot und Semmeln werden aber nicht umgehend teurer

Mühldorf – Es ist eine „durchwachsene“ Ernte, die bislang auf den Feldern im Landkreis Mühldorf eingebracht werden konnte. So lautet die vorläufige Erntebilanz von Ulrich Niederschweiberer, Kreisobmann im Bayerischen Bauernverband (BBV) für den Landkreis Mühldorf.

Insbesondere beim Weizen, der seit jeher einer der wichtigen Maßstäbe für den Verlauf des Erntejahres ist, habe es mit der Menge einigermaßen geklappt. Die Qualität sei aber ein gutes Stück von dem entfernt, was sich die Landwirte gewünscht hätten. Schuld war das Wetter: „Das ist, wie es ist, da kann man sich ärgern, aber bringen tut das nichts.“

Angela Vaas, Behördenleiterin des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Altötting-Mühldorf in Töging, bestätigt das: „Gerade für den Weizen war das Wetter in diesem Jahr erst einmal sehr gut, es stand eine sehr gute Ernte in Aussicht – allerdings kamen dann zum Ende des Monats Juli starke Niederschläge, die haben die Bilanz völlig verregnet.“ Zwar habe man den Weizen, nachdem er durch die sehr warme Witterung nach dem Starkregen wieder einigermaßen getrocknet war, auch ernten können. Aber: „Beim Weizen geht es, wenn er als Brotweizen verwendet werden soll, natürlich um eine hohe Qualität, die konnte bei der vom Starkregen betroffenen Ernte nicht erreicht werden.“

Der geerntete Weizen sei also vor allem noch als Futterweizen nutzbar, meint Vaas: „Da wird er sicher auch noch gebraucht, wir sind ja eine Region, in der die Tierhaltung eine wichtige Säule der Landwirtschaft ist – aber der finanzielle Ertrag für diesen Weizen ist natürlich deutlich geringer als beim für Lebensmittel verwendeten Qualitätsweizen.“

Landwirt Niederschweiberer erwartet für den Landkreis Mühldorf eine ähnliche Ausbeute wie der BBV für den gesamten Freistaat: „40 Prozent Qualitätsweizen, die zu Mehl verarbeitet werden können. In guten Erntejahren hatten wir auch schon 80 bis 90 Prozent – das bedeutet für die Betriebe natürlich einen deutlichen finanziellen Verlust. Mit dem Geld, das man für Futterweizen bekommt, kann man das nicht ausgleichen.“

Dennoch: Brot und Brezen werden wohl nicht gleich teurer werden, unterstreicht die stellvertretende BBV-Kreisbäuerin Kristina Keilhacker: „Es ist sicher genug Qualitätsweizen für die Mühlen geerntet worden. Man sollte auch nicht vergessen, dass der Anteil des Getreidepreises an Semmeln, Brot oder Brezen im einstelligen Prozentbereich liegt. Der Getreidepreis ist für die Semmeln sicher nicht der wichtigste Faktor.“

Der Gesamtertrag beim Winterweizen liegt bayernweit im Schnitt bei 71 Dezitonnen pro Hektar. Die Region Mühldorf ist mit 70 Dezitonnen leicht unterdurchschnittlich. Dies bestätigt Franz Bichlmeier, Lohnunternehmer aus Mößling, dessen Erntemaschinen derzeit auf vielen Flächen im Einsatz sind und die Ernte einbringen: „Das kühle Frühjahr, die wiederholten Trockenphasen mit den hohen Temperaturen im Juli, dann die Starkregenereignisse – das war schon eine Herausforderung.“

Bichlmeier und die Vertreter des Bauernverbandes rechnen damit, dass die extremen Witterungslagen wohl zunehmen. Dabei sei immer wieder ein besonderes Phänomen zu beobachten: „Da gibt es auf dem einen Feld fast einen Totalausfall, ein paar hundert Meter weiter fehlt gar nichts. Damit müssen wir in der Landwirtschaft leben. Das ist so, wenn man nicht in einer Halle, sondern unter freiem Himmel arbeitet.“

Der Mais hat den Regen dagegen gut vertragen. Hier beginnt die Ernte demnächst. Schon jetzt ist zu sehen, dass der Ertrag gut sein wird, sagt Niederschweiberer: „Die Pflanzen stehen gut da, die Kolben sind kräftig entwickelt – die Maisernte verspricht einiges.“ Das ist gut so, denn: Der Mais ist in einer von der Tierhaltung geprägten Region wie dem Landkreis Mühldorf eine wichtige Futterpflanze, eine schlechte Ernte hätte deutliche finanzielle Auswirkungen für die Betriebe.

Ebenso wichtig ist das Grünland. Fünf Schnitte konnten, auch dank des Regens, eingebracht werden, ein sechster Schnitt könnte noch folgen, die Futterversorgung dürfte gesichert sein.

Die Landwirte beobachten den Klimawandel und seine Auswirkungen sehr aufmerksam. „Wir werden uns als Bäuerinnen und Bauern die Frage stellen müssen, welche Sorten man denn auf den Feldern anbauen soll. Was wir deshalb brauchen, das sind klare und objektive Aussagen über die Vor- und Nachteile der einzelnen Sorten, damit die Betriebe ihre maßgeschneiderte Auswahl treffen können“, erklären die BBV-Vertreter.

Im Landkreis Mühldorf gibt es derzeit rund 1890 landwirtschaftliche Betriebe. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 25,14 Hektar.

Über 40 Prozent davon werden im Haupterwerb bewirtschaftet. Angebaut werden auf den Feldern im Landkreis rund 28 Prozent Getreide, rund 31 Prozent Mais. Der Anteil der Grünlandfläche liegt bei 28 Prozent. krb

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