Mühldorf/Altötting – Das Wort Razzia klingt sehr groß und doch hat es nichts mit Verbrecher-Organisationen oder Kinderporno-Ringen zu tun: Neun Durchsuchungen führte die Kripo Mühldorf am gestrigen Mittwoch in den Landkreisen Altötting und Mühldorf durch. Ein schlagkräftiges Instrument im Kampf gegen Kinderpornografie.
Das sagt Stefan Sonntag, Sprecher des Polizeipräsidiums Süd in Rosenheim: „Wir legen diese Durchsuchungen zusammen, um die Straftaten effizient abarbeiten zu können.“ Deshalb habe es solche Razzia-Meldungen in den vergangenen Jahren vermehrt gegeben. Das heißt aber nicht, dass die Täter in einer gemeinsamen Organisation oder einem Kinderporno-Ring verbunden sind. „Dazu gibt es keinen Verdacht.“ Aber, sagt Sonntag, es gehe in jedem Fall um einen mutmaßlichen Nutzer oder Verbreiter von Kinderpornografie. Einzeltäter, die zu Hause vor dem Laptop oder auf dem Mobiltelefon verbotene Gewaltdarstellungen anschauen oder verbreiten.
Damit sind die Durchsuchungen eine ständige Drohung gegen jeden, der die illegalen Bilder oder Filme besitzt oder weitergibt. Neun Männer zwischen 16 und 46 Jahren sind es diesmal, je zwei kommen aus Burghausen und Altötting, je einer aus Garching, Waldkraiburg, Neumarkt-St. Veit und Obertaufkirchen.
„Meist sind sie sehr perplex“, sagt Sonntag über die Täter, wenn plötzlich die Kripo vor der Tür steht, den Durchsuchungsbeschluss zeigt und Computer, Mobiltelefone oder Laptops beschlagnahmt. Die Verdächtigen können – zumindest dieses Mal – zu Hause bleiben, Festnahmen gab es keine. 20 Beamte waren im Einsatz.
Sicher kann sich keiner fühlen, der Kinderpornos anschaut. Denn längst gibt es Organisationen wie NCMEC in den USA, die alles tun, diese Nutzer zu jagen. NCMEC steht für „National Center for Missing and Exploited Children“, ist eine halbstaatliche Organisation, die sich umfassend für den Schutz von Kindern einsetzt. Wen sie im Netz findet, dessen IP-Adresse ermitteln die Mitarbeiter und leiten sie zum Beispiel an das Bundeskriminalamt weiter. Die IP-Adresse lässt sich genau einem Rechner oder Telefon zuordnen und dann steht bald die Polizei vor der Tür. Und das immer häufiger, sagt Sonntag. So stieg die Zahl der Fälle im Bereich Oberbayern Süd von 2023 auf 2024 von 697 auf 911. Eine Steigerung um 30,7 Prozent im Laufe eines Jahres. Jetzt machen sich die Spezialisten der Kripo über elektronische Geräte oder Speichermedien her. „Das gibt fast immer Treffer“, sagt Sonntag, Unschuldige seien nur selten unter den Verdächtigen. Denn, das belege die IP-Adresse im Internet, die Verdächtigen waren auf jeden Fall auf einschlägigen Internetseiten unterwegs und haben Kinderpornos gekauft oder getauscht. Und unterwegs, ist sich Sonntag sicher, werden auch die Kripo-Kollegen sein, wenn sich wieder mehrere Verdachtsfälle angesammelt haben. Dann ist Zeit für die nächste Razzia. Markus Honervogt