Giesinger Steg

Die verrückte Brücke

von Redaktion

von CArmen Ick-Dietl

Eine Fuß- und Radwegbrücke über den Giesinger Berg von der Heilig-Kreuz-Kirche rüber zur evangelischen Lutherkirche und zur Rückseite des Giesinger Bräus – es wäre die ideale Lösung, um die Lücke in der Fahrradroute zwischen Haidhausen und Harlaching zu schließen. Zudem würde der Steg Fußgängern das Überqueren des Verkehrsknotenpunkts erleichtern. Doch die Denkmalschützer sehen das angedachte Brückenbauwerk von der vorderen Ecke der Kirchenterrasse aus als Problem. Denn unter Denkmalschutz steht nicht nur die katholische Heilig-Kreuz-Kirche, sondern auch die komplette Terrassenanlage samt Stützmauern.

Der Brückenansatz an dieser Stelle vor den Kirchentoren würde die optische Dominanz des Bauwerks schmälern, heißt es. Zudem befinden sich dort noch Baureste der Vorgängerkirche aus dem Mittelalter, die wahrscheinlich vom Brückenfundament tangiert würden. Das Landesamt für Denkmalpflege und der Heimatpfleger fordern daher eine Prüfung, ob die Brücke nicht weiter talabwärts verrückt werden könnte. Zudem soll auch untersucht werden, ob es eine Alternative zu dem Brückenbauwerk gibt.

Auch die Naturschützer sind besorgt. Die Hangkanten der Isar stellten markante und identitätsstiftende topografische Elemente im ansonsten eher ebenen Gelände Münchens dar. Darüber hinaus seien sie für Stadtklima, Erholung, Landschafts- und Stadtbild wichtig. Und das trotz der Straßen an diesem Knotenpunkt. Eine Brücke aber könnte die Isarleite durchaus verändern. Außerdem müssten mehrere Biotopbäume gefällt werden, die von den in der Kirche lebenden streng geschützten Fledermausarten und Wanderfalken genutzt werden.

Die Bedenken wiegen offenbar so schwer, dass die Stadt jetzt noch eine andere Variante prüfen will. So könnte sich das Planungsreferat das eine Brückenende ein Stück den Giesinger Berg runter, hinter der dort vorhandenen Treppe, vorstellen. Aber auch dort steht die Mauer noch unter Denkmalschutz und darf von der Brücke nicht beschädigt werden. Und auch dort könnten im Boden noch Kirchenreste vorhanden sein. Zudem muss untersucht werden, ob der Steilhang die Brücke überhaupt tragen könnte. Auf Straße und Gehweg darunter soll es keine Pfeiler geben. Zur Klärung soll nun zunächst für 140 000 Euro eine Machbarkeitsstudie erstellt werden. Bis Ende 2019 könte ein Testentwurf vorliegen, der Grundlage für weitere Planungen ist.

Ein großes Fragezeichen steht jedoch hinter dem Naturschutz. Denn die Stadt braucht unbedingt eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung nebst Ausnahmegenehmigung. Wird die von der Regierung von Oberbayern verweigert, bedeutet es das Aus für das Projekt. Im Planungsreferat ist man jedoch optimistisch, dies mit einer „fledermausgerechten“ Brückenkonstruktion vermeiden zu können. Dazu sollen entsprechende Fachleute konsultiert werden. Gibt es von allen Seiten grünes Licht, könnte es 2022 mit dem Bau des Giesinger Stegs losgehen. Als Bauzeit wird ein Jahr geschätzt.

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