Verdächtige festgenommen

Zwei Sprayer, 700 000 Euro Schaden

von Redaktion

von stefanie wegele

Mit einer auffälligen grünen Tasche stieg am späten Dienstagabend ein 16-Jähriger in Fürstenried West aus der U-Bahn. Diese Tasche kam den Ermittlern, die dort in letzter Zeit verstärkt unterwegs waren, bekannt vor: Einer der Täter, die seit etwa einem Monat fast im gesamten Stadtgebiet linksextreme Schmierereien angebracht hatten, hatte bei den nächtlichen Sachbeschädigungen auch so eine Tasche bei sich. Die Beamten hielten den jungen Mann an – und fanden in der Tasche Sprühlackdosen. Sie nahmen ihn fest.

Zwei Tage später fassten die Beamten einen 22-Jährigen ohne festen Wohnsitz. Er saß kurz nach Mitternacht an einer Bushaltestelle an der Kapuzinerstraße – in der Nähe eines linken Szenetreffs. Auf seinem Rucksack lasen die Beamten einige der Parolen, die auch an die Autos und Wänden gesprüht worden waren. Die beiden jungen Männer aus der linken Szene sitzen im Moment in Untersuchungshaft. Sie stehen im Verdacht, in den vergangenen vier Wochen über 340 Schmierschriften fast im gesamten Stadtgebiet angebracht zu haben. Die Sprayer verursachten nach ersten Schätzungen einen Schaden von mehr als 700 000 Euro.

„Die Verunsicherung in der Bevölkerung war groß“, sagt Bernhard Reindl, Leiter des Kommissariats 43, das für politisch links motivierte Straftaten zuständig ist, am Freitag. Wie berichtet, begann in der Nacht zum 9. September eine Graffiti-Serie, bei der Autos, Häuser, Garagentore, Mauern, Zäune, Kirchenmauern, Verkehrszeichen, Praxis-Schilder und Litfaßsäulen beschmiert wurden. Zum Teil hätten die Geschädigten sogar bei Reindl angerufen und gefragt: „Wer zahlt jetzt meinen Schaden?“ und „Sind Sie das K 43?“ Denn neben „Tod allen Yuppies“ und „FCK Cops“ brachten die Täter wiederholt „Denning grüßt das K 43“ an. Sie mussten also wissen, wer sich für sie interessiert.

Es wurde eine eigene Ermittlungsgruppe gegründet. Sie heißt „EG Lau“, weil zunächst der Verdacht bestand, es könne einen Zusammenhang zu den angeblichen autonomen Hausbesetzer-Aktivisten „Für Lau Haus“ geben. Das hat sich nicht bestätigt.

Die Beamten befragten Anwohner, verteilten per Wurfsendungen Zeugenaufrufe und werteten Überwachungskameras aus. „Wir konnten dann von zwei Taten Videos sichern“, berichtet René Stuber, Leiter der Ermittlungsgruppe. Eine auf einem Autohaus in Trudering angebrachte Kamera filmte die Sprayer in der Nacht zum 30. September. Zudem wurden sie in der Nacht zum 7. Oktober in Moosach aufgenommen. Bei diesen Taten hatte der Jüngere die auffällig grüne Tasche bei sich. Die Ermittler erkannten außerdem, dass sie einen der beiden Täter – den Älteren – bereits wegen Körperverletzung, Widerstands gegen Polizeibeamte und Versammlungsdelikten kennen.

Anhand von Bildern aus Überwachungskameras in den U-Bahnhöfen versuchten die Ermittler dann, die Wege der Sprayer zurückzuverfolgen. Der Jüngere war zwei Mal in Fürstenried West ausgestiegen. Dort gingen die Beamten daraufhin häufiger auf Streife.

Der 16-jährige Gymnasiast, der aus einem gut situierten Elternhaus kommt, gestand die Taten. Er könnte bald wieder freikommen, da keine Fluchtgefahr besteht. Der 22-Jährige schwieg in den Vernehmungen. Da er keinen festen Wohnsitz hat, wird er wohl in U-Haft bleiben. Auf die beiden könnten jetzt Schadensersatzforderungen zukommen.

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