Verband warnt vor Immobilien-Blase

„Mehr Hotelbetten als in Manhattan“

von Redaktion

Von Ramona Weise

Das Edel-Hotel „Roomers“ an der Landsberger Straße hat gerade erst seine Eröffnung gefeiert, Anfang November macht die Hotel-Kette „25 hours“ ihr neues Schmuckstück im ehemaligen kaiserlichen Post- und Telegrafenamt am Bahnhofplatz auf – und auch der Postpalast an der Arnulfstraße soll zum Palais mit Hotel werden. Drei Beispiele, alleine in der Bahnhofsgegend: München erlebt einen Hotel-Boom. Jetzt schlägt der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Alarm.

München biete derzeit schon zehn Prozent mehr Hotelbetten als Manhattan, sagt Kreisstellen-Vorsitzender Conrad Mayer (58), selbst Hotelier des „Conrad-Hotel de Ville“ im Bahnhofsviertel. Vor 15 Jahren habe es noch um die 48 000 Betten im Großraum gegeben, jetzt seien es 84 000. „Es ist nicht mehr der Markt, der immer mehr Hotel-Betten fordert, sondern der Investor.“

In einer Phase der Niedrigzinsen würden Projekte an Standorten geplant, an denen früher nie gebaut worden wäre, sagt Mayer – und warnt vor einer Blase. „Sobald die derzeitige Hochkonjunktur einbricht, müssen wir in der Münchner Hotellerie mit Problemen rechnen, die vor allem den Mittelstand treffen.“ In den vergangenen zehn Jahren seien jedes Jahr um die 2500 Betten mehr geschaffen worden, in den letzten zwei Jahren sogar je 3500 Betten mehr. Im Stadtgebiet ist die Anzahl der Unterkünfte laut IHK von 356 im Jahr 2007 auf 426 im August 2017 gestiegen.

Heuer zur Wiesn schon sei die Nachfrage eher verhalten gewesen, sagt Dehoga-Chef Mayer. In der Nacht zum 3. Oktober etwa habe er in seinem Hotel eine Zimmerauslastung von 56 Prozent gehabt. Den meisten Kollegen sei es zum Oktoberfest ähnlich gegangen. Um ein Hotel rentabel zu führen, müsse die Auslastung aber im Durchschnitt zwischen 65 und 70 Prozent liegen. Der 3. Oktober sei zwar noch nie ein starker Tag gewesen, ergänzt Mayer. „Aber in den 80er-Jahren gab es da schon mal um 80 Prozent Auslastung.“

Der Hotel-Boom macht nicht nur den Hoteliers in der Stadt zu schaffen, sondern auch ihren Kollegen im Umland. Sie profitierten mittlerweile kaum mehr von Veranstaltungen in München, sagt etwa Sandra Kunstwadl (41) vom Hotel „Zum Kurfürst“ in Oberschleißheim. Gleichzeitig mache der Bau-Boom auch vor der Region nicht Halt. „Die Bettenkapazität bei uns im Münchner Norden wird sich in den nächsten eineinhalb Jahren verdoppeln.“ Auch in der Stadt ist nicht nur das Bahnhofsviertel betroffen, das bereits die höchste Hoteldichte Europas hat. Auch am Pasinger Marienplatz etwa soll ein großes Hotel gebaut werden, in Berg am Laim entstehen elf Projekte mit insgesamt um die 5000 Betten.

Auf Dauer werde es immer extremere Preise geben – und die Qualität leiden, sagt Dehoga-Chef Mayer. „Die Stadt muss genauer hinschauen. In Sachen Hotels ist es genug.“ Wohnungen brauche München dagegen dringend.

Keinen Handlungsbedarf sieht dagegen München Tourismus. „Die Stadt München wird keine Investoren abhalten, solange sie an den Markt München glauben“, so eine Sprecherin. Ein „so tiefes Eingreifen in das marktwirtschaftliche Geschehen“ sei nicht vorgesehen. Die Zahl der Übernachtungen sei von acht Millionen im Jahr 2000 auf 14 Millionen 2016 gestiegen. Die Zahl der Betten wachse konsequenterweise auch.

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