Mitten am Nachmittag hat sich am Freitag ein Pärchen in einer U-Bahn vergnügt – vor den Augen einer 46-jährigen Münchnerin. Gegen 15 Uhr küssten sich der 39-jährige Münchner und die 19-Jährige aus dem Kreis Fürstenfeldbruck in einer U-Bahn der Linie 5 Richtung Neuperlach intensiv. Doch dabei blieb es nicht. Die Arbeitssuchende fasste dem Arbeitslosen zwischen die Beine. Schließlich befriedigte sie den Mann oral. Das wurde der 46-Jährigen zu viel. Laut Polizei sprach sie die beiden an, worauf ein Streit entbrannte. Am U-Bahnhof Max-Weber-Platz (Lehel) nahm die U-Bahnwache die Streitparteien in Empfang. Das Pärchen hatte über zwei Promille Alkohol im Blut und muss nun mit Anzeigen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Beleidigungen rechnen.
So etwas, sagt Eduard Imblon, sei ein absoluter Einzelfall. Der 55-Jährige ist Leiter der Einnahmensicherung bei den Stadtwerken München, in seinen Verantwortungsbereich fallen auch die Kontrolleure der MVG. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet Imblon bei der MVG. „Zwei, drei Mal ist es in der Zeit vorgekommen, dass ein Pärchen beim Sex in der U-Bahn erwischt wurde“, sagt er. Viel mehr mache der MVG zu schaffen, dass der Ton immer rauer werde. „Viele Fahrer werden beschimpft und angepöbelt, obwohl sie nichts dafür können, wenn beispielsweise ein Bus oder eine Bahn zu spät kommen“, sagt der 55-Jährige. Verbale Angriffe gehörten heutzutage zum täglichen Geschäft der Fahrer und Kontrolleure. „Man braucht ein dickes Fell.“
In den vergangenen Jahren sei die Hemmschwelle stark gesunken. „Manche Fahrgäste spucken im Vorbeigehen einfach mal schnell gegen die Bus- oder U-Bahn-Türen“, sagt Imblon. Auch die körperlichen Angriffe auf Mitarbeiter nahmen zu. Sie stiegen von 14 Fällen im Jahr 2015 auf 27 im Jahr 2016. „Das lag auch daran, dass häufiger kontrolliert wurde.“ weg