Von Freundschaft, Jazz und Lebensfreude

von Redaktion

Bei den Jüdischen Kulturtagen im Gasteig ist viel zu hören und zu bestaunen – Programm läuft bis 26. November

von Minzi Prinzessin zu Hohenlohe

Lieder von jüdischen Literaten und Komponisten der 20er- und 30er-Jahre, dazu Jazz- und Chanson-Arrangements: Passender hätte die Eröffnung der Jüdischen Kulturtage nicht sein können. Schauspielerin Jasmin Tabatabai sang zwei Stunden lang auf der Bühne des ausverkauften Carl-Orff-Saals im Gasteig, es spielte das David Klein Quartett. Auch der Kinderchor der Sinai-Schule begeisterte die Zuhörer.

Sie sind beliebt, die Jüdischen Kulturtage. Kein Wunder, hat die jüdische Kultur die deutsche doch maßgeblich beeinflusst – auch musikalisch. Seit inzwischen 31 Jahren kümmert sich die Grande Dame der Szene, Ehrenpräsidentin Ilse Ruth Snopkowski, darum, dass die jüdische Kultur den Münchnern wieder zugänglicher gemacht wird.

Und so nahm sie die Eröffnung am Samstagabend auch zum Anlass, hervorzuheben, dass es wichtig sei, jetzt die jüngere Generation mehr ans Ruder zu lassen. Diese neue Generation, das sind: Judith Epstein, Verena Kayser-Eichberg, Sunnyi Melles und Peter Snopkowski. Die Vorsitzende Epstein sagte, dass sie sich sehr freue, in den Gesichtern der Zuschauer „Freundschaft, Neugierde und Offenheit“ zu sehen.

Das ist genau das, worüber sich auch Noch-Bürgermeister Josef Schmid und Staatssekretär Georg Eisenreich (beide CSU) freuten, denn ihnen liegt diese Freundschaft sehr am Herzen – und dass das jüdische Leben in Bayern präsenter gemacht wird. Beide Politiker nutzten ihre Rede für ein klares Nein zum Antisemitismus.

Und was sind nun diese Kulturtage? Mancher mag sich darunter eine Folkloreveranstaltung vorstellen: Hora-Tanz auf der Bühne zu „Hava Nagila“, begleitet von Fiedel und Oboe. Doch es wäre völlig verkehrt, die jüdische Kultur darauf zu beschränken. Die Kulturtage sollen in Erinnerung rufen, was die jüdische Kultur Vielschichtiges und Kreatives zu bieten hat – den Jazz zum Beispiel. Die Musik der 20er-Jahre wurde hauptsächlich von jüdischen Musikern geprägt: von ihrer Lebensfreude, ihrer Neigung zur Übertreibung und auch ihrer Melancholie. Da fallen einem plötzlich wieder die großen Namen des Jazz ein, wie etwa George Gershwin, Bud Freeman und Benny Goodman. „Musik ist meine Religion, sie ist eine Sprache, die wir alle sprechen“, sagte Tabatabai. „Die Sprache der Kultur ist eine unverzichtbare Brücke zueinander.“

Ihr Kollege Axel Milberg und seine Frau Judith sind ebenfalls große Fans der Veranstaltung und studierten eifrig das Programmheft, weil sie noch weitere Veranstaltungen der Jüdischen Kulturtage, die bis zum 26. November stattfinden, besuchen möchten. Das Programm im Internet: www.gasteig.de.

Bei der Eröffnung war unter anderen auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, dabei.

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