Im vergangenen Jahr gab es laut statistischem Amt 2506 Unfälle mit Radfahrern in München. Die Zahl ist seit Jahren mehr oder weniger konstant, und das trotz des stetigen Einwohnerwachstums. Das Engagement der selbst ernannten Radlhauptstadt für die Sicherheit der Fahrradfahrer ist nicht von der Hand zu weisen. Erst am Dienstag hatte der Kreisverwaltungsausschuss mehrere neue Radwege oder deren Verbesserung beschlossen. Die SPD im Stadtrat schaltet nun noch einen Gang höher.
Auf Wunsch der Genossen soll die Verwaltung die Einführung einer Fahrradstaffel für die kommunale Verkehrsüberwachung prüfen. Die städtischen Mitarbeiter sollen dabei zum einen für mehr Sicherheit für Radler sorgen, zum anderen diese aber auch besser kontrollieren können. SPD-Vize Verena Dietl: „Ich finde es eine gute Idee, wenn die Überwachung aus der Radlerperspektive stattfindet und diese von den Mitarbeitern dann bewusst erlebt wird.“ Die Radl-Sheriffs könnten auch eher gegen auf Radwegen geparkte Fahrzeuge vorgehen, aber freilich auch Verstöße von Radlern besser ahnden, wenn diese etwa in der falschen Fahrtrichtung oder auf Gehwegen unterwegs sind. „Die Mitarbeiter können flexibler und bürgernäher auf Probleme reagieren“, sagt Dietl.
Bei der CSU trifft der Vorschlag auf offene Ohren. „In der Residenzstraße ist vor einer Weile eine Radl-Raser-Straße entstanden“, sagt Sabine Pfeiler. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) musste für die Kontrolle vier Mitarbeiter einsetzen, je zwei am Beginn beziehungsweise am Ende der Straße. „Die können den Radlern ja nicht hinterherlaufen.“ KVR-Sprecher Johannes Mayer bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass eine Fahrradstaffel durchaus wohlwollend aufgenommen werden würde: „Unsere Schwerpunktaktionen in der Innenstadt könnten möglicherweise noch effektiver durch den Einsatz von Fahrrädern gestaltet werden.“ Rotlichtverstöße, das Fahren ohne Licht oder mit einem Handy am Ohr dürften die kommunalen Kontrolleure jedoch nicht ahnden. Das ist Sache der Polizei.
Einzig bei den Grünen sorgte der Antrag gestern für Beißreflexe: „Der Duktus des Antrages gefällt uns gar nicht“, sagte Stadtrat Herbert Danner. Die Fraktion habe natürlich nichts dagegen, wenn die städtischen Ordnungshüter oder die Polizei mit Rädern durch die Stadt fährt. „Aber wir sehen letzten Endes den Fokus darauf, dass der Radler wieder mal der böse Bube sein soll und für alle Schandtaten auf der Straße verantwortlich ist.“