MVV-Gesellschafter weiter uneinig

Die Tarifreform steckt fest

von Redaktion

Von Sascha Karowski

So ähnlich muss es sich vor Wochenfrist auch im ehemaligen Reichstagspräsidentenpalais in Berlin zugetragen haben. „Wir haben uns da zusammengesetzt, jeder hat seine Positionen noch mal durchgekaut, und dann sind wir alle wieder raus“, berichtet einer, der dabei war. Er spricht nicht von den Sondierungsgespräche zwischen CDU, CSU, Grünen und FDP. Vielmehr bezieht er sich auf die Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrsverbundes (MVV). Die hatte gestern erneut über die Tarifreform beraten. „Das Ergebnis war ja vorher klar“, sagt ein Insider. „Wir müssen jetzt nacharbeiten.“ Denn auf eine Preisgestaltung des Reformpakets haben sich Freistaat, Stadt München und die acht Umlandlandkreise nicht einigen können. Klar ist daher: Sollte das Preismodell bei der nächsten Versammlung im Februar weiter nicht überzeugen, wird die Reform 2018 nicht mehr umgesetzt.

Wie berichtet plant der MVV nur noch sieben Tarifkreise statt der 16 Ringe. Die hohen Preissprünge bei Einzel- und Tageskarten sollen abgebaut werden. Die Hauptkritikpunkte am heutigen System würden laut MVV künftig entfallen.

Zudem sollen ganz München und einige Nachbargemeinden zu einer Tarifzone „Innenraum“ zusammengefasst werden. Bei diesem Punkt ist die Preisfrage noch ungeklärt. Denn für die Flatrate kalkulieren von der Deutschen Bahn beauftragte Büros bislang mit einem Preis von 64,50 Euro. Das wären zehn Euro mehr für jene, die bisher nur ein Ticket für die Ringe 1 bis 2 brauchten. „Wir wollen, dass es mehr Gewinner als Verlierer gibt“, sagt ein Insider. Problem bei der Kalkulation ist die Vorgabe, dass durch die Reform keine zusätzlichen Kosten entstehen dürfen.

Für den Außenraum gilt sodann, dass die übrigen zwölf Ringe jeweils zu einem Kreis zusammengefasst werden. Durch die Anpassung von Tarifgrenzen soll bei rund 70 Orten das gesamte Gemeindegebiet auf der Tarifgrenze platziert werden. Derzeit sind dies meist nur Ortsteile oder auch nur der betreffende S-Bahnhof. Die Kunden könnten künftig so günstiger nach München fahren.

Ein weiteres Vorhaben besteht in der Abschaffung der Sperrzeit im Seniorentarif. Bislang gilt das günstige Billett für Menschen ab 60, die ab 9 Uhr vergünstigt fahren. Die Altersgrenze soll auf 65 Jahre angehoben werden, aus der IsarCard60 wird die 65.

Darüber hinaus soll ein verbundweites Sozialticket eingeführt werden. Doch dieser Punkt ist strittig. Die IsarCardS für hilfeberechtigte Menschen gibt es bislang nur für die Stadt und den Landkreis München, finanziert durch die jeweilige Kommune. Bis nach Ebersberg oder Freising können Kunden damit aber nicht fahren. Im Rahmen der Reform soll nun im gesamten Verbund ein Sozialticket eingeführt werden. Dem müssten alle acht Landkreise zustimmen, die Mitglied im MVV sind. Zahlen wollen sie es aber nicht. Das Ticket ließe sich entweder über die Fahrpreise finanzieren, was schwierig sein dürfte, da die Reform – wie erwähnt – erlösneutral sein soll. Oder der Freistaat müsste einspringen. Auch das gilt als ausgeschlossen. „Der weigert sich, denn er ist nicht für die Sozialhilfe zuständig“, sagt ein Insider.

Es gilt als wahrscheinlich, dass sich die strittigen Punkte nicht bis zur nächsten Sitzung der Gesellschafterversammlung im Februar klären lassen. Die Reform könnte mithin auf Dezember 2019 verschoben werden. Ein Bahnsprecher sagte: „In diesem Fall geht uns Qualität vor Schnelligkeit.“

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