Verkehrsunfall

Betrunkener von Bus überrollt

von Redaktion

51-jähriger stirbt an der Unfallstelle

Ein betrunkener Mann ist am Donnerstagabend am Rotkreuzplatz unter den Anhänger eines Linienbusses geraten. Er starb noch am Unfallort. Gestern nun stellte sich heraus: Das Opfer ist jener Obdachlose, den zwei Burschen im Hauptbahnhof vor fünf Wochen hatten anzünden wollen.

Zu Lebzeiten nahm kaum jemand Notiz von Uwe W. (51), der ein schweres Leben auf der Straße fristete. Nun bewegt das Schicksal des Obdachlosen die ganze Stadt: Vor fünf Wochen hatten zwei junge Italiener (25 und 29) „aus Jux und Tollerei“ versucht, den auf einer Bank schlafenden Obdachlosen im Hauptbahnhof anzuzünden. Passanten retteten den Mann. Die Täter flohen, stellten sich aber wenig später, als die Polizei Bilder einer Überwachungskamera veröffentlichte. Sie sind in Untersuchungshaft.

Nun ist Uwe W. tot – erdrückt vom Anhänger eines Busses der Linie 53. Um 13 Uhr hatte der 51-Jährige nach einer mehrtägigen Behandlung das Rotkreuz-Krankenhaus in Neuhausen verlassen – nüchtern, wie ein Sprecher der Klinik auf Nachfrage betonte. Um 17.45 Uhr wankte W. dann schwer betrunken über die Leonrodstraße. Am Seiteneingang des Gasthauses Jagdschlössl versuchte er, in einen Bus mit Anhänger einzusteigen, der lediglich an der roten Ampel stand und genau in dem Moment losfuhr, als sich Uwe W. an die geschlossene Tür lehnte. Dabei stürzte er offenbar vornüber in den Spalt zwischen Heck und Anhänger, wurde überrollt und unter der Achse eingeklemmt.

Vom Weihnachtsmarkt gegenüber, aus den Geschäften, Lokalen und dem Krankenhaus rannten von überallher Helfer herbei, um Uwe W. zu befreien. Nach Schilderung der Berufsfeuerwehr gelang es mehreren kräftigen Männern, den Bus leicht anzuheben und den Schwerstverletzten herauszuziehen. Zwei Krankenschwestern, die im Bus gesessen hatten, begannen sofort mit der Reanimation und forderten Hilfe ihrer Kollegen aus der Klinik an. Kurz darauf waren Notarzt, Polizei und Feuerwehr da. Doch auch sie mussten den Kampf um das Leben des 51-Jährigen schließlich aufgeben. Am Ende blieb von Uwe W. nur noch eine fast geleerte Weinbrandflasche und einer seiner Schuhe zurück, der nach dem Abtransport des Toten wie eine stumme Mahnung auf der Straße lag.

„Wir sind sehr erschüttert über diesen tragischen Unfall, und wir rätseln, wie es dazu kommen konnte“, sagt Matthias Korte, Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Dass Fahrgäste noch draußen auf den Türöffner drücken, während der Bus bereits anfährt, „das haben wir ständig“, sagt Korte. „In der Regel passiert dabei gar nichts“. Der 69-jährige Fahrer, der noch aushilfsweise im Einsatz sei, ist laut Korte ein „sehr zuverlässiger Kollege“. Er werde von der MVG psychologisch betreut. Dorita Plange

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