Wenn er Glück hat, wird er bis zum Prozess auf freiem Fuß bleiben. Andernfalls sitzt er vielleicht schon Silvester in Stadelheim: Mit seinem Bild in allen Medien fahndet die Bundespolizei nach einem rothaarigen jungen Mann, der sich am Abend des 21. November am S-Bahnsteig im Hauptbahnhof auf brutale Weise an einem 63-jährigen Mann vergriff. Nach einem Streit packte er den Olchinger am Revers und stieß ihn durch die geöffnete Tür aus der S-Bahn. Der Mann schlug mit dem Kopf auf dem Bahnsteig auf und blieb mit schweren Kopfverletzungen liegen. Mittlerweile ist er wieder wohlauf. Die Polizei ließ Tätern und Mitwissern fünf Wochen Zeit, sich freiwillig zu melden. Keiner von ihnen nahm die Chance wahr. Nun ist die Schonfrist vorbei.
Der Angriff sorgte bundesweit für Schlagzeilen und veranlasste einen Münchner Bürger, spontan 1000 Euro Belohnung für Hinweise auszusetzen. Er möchte anonym bleiben. Über die Bundespolizei ließ er aber ausrichten, dass er zutiefst empört sei, dass derartige Rohheiten in München geschehen. Mit der Belohnung wolle er aktiv an der Aufklärung mitwirken. Über die Verteilung des Gelds an die Zeugen entscheidet am Ende der Ermittlungen die Staatsanwaltschaft.
Ermittlungen der Bundespolizei zufolge gehörte der rothaarige, gepflegte und gut gekleidete junge Mann in seiner Alpha-Industries-Trendjacke zu einer Gruppe etwa 17 bis 19 Jahre alter Burschen und zwei ungefähr 16-jähriger Mädchen, die am 21. November das Neonfestival in der Disco Backstage besucht hatten. Die Türsteher erinnerten sich später noch genau an die etwa zehn jungen Leute.
Am Hauptbahnhof stieg die Gruppe gegen 20 Uhr in die S3 nach Mammendorf. Bereits am Bahnsteig kam es zu einem ersten heftigen Wortwechsel mit dem 63-Jährigen. Möglicherweise ging es um das Alkoholverbot in der S-Bahn. Denn das junge Partyvolk trug Wein- und Sektflaschen bei sich. In der S-Bahn kam es dann vor der laufenden Überwachungskamera zu einer Prügelei, bei der mehrere junge Männer auf den 63-jährigen einschlugen. Dann stieß der Rothaarige den Olchinger aus der Bahn. Dass das Opfer verletzt und hilflos liegenblieb, muss er gesehen haben. Aber es kümmerte ihn offensichtlich nicht. Dann fuhr der voll besetzte Zug ab.
Am Hirschgarten stiegen der Täter, mehrere seiner Freunde und die beiden Mädchen aus. Zeugin des Übergriffs in der S-Bahn wurde auch eine mutige Frau, die alle Jugendlichen mit ihrer Handykamera fotografierte. Diese wichtige Zeugin hat der Bundespolizei mittlerweile alle Fotos zur Verfügung gestellt – darunter auch das Bild des Haupttäters, der offensichtlich schuldbewusst noch versuchte, sein Gesicht mit der linken Hand zu verdecken. „Aggressive Täter zu fotografieren, ist nicht ungefährlich und keineswegs zur Nachahmung empfohlen“, sagt Bundespolizei-Sprecher Wolfgang Hauner. „Aber in diesem Fall sind wir natürlich dankbar. Wir denken, alle Beteiligten bald identifizieren zu können.“ Unter Telefon 089/ 515 55 01 11 bittet die Bundespolizei um Hinweise.