Der Kfz-Bestand in München steigt weiterhin, während der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs schleppend vorangeht. Rund 714 000 Pkw waren Ende 2017 in der Landeshauptstadt zugelassen, gut 6500 mehr als noch Ende 2016. Die Zahl der Dieselfahrzeuge nimmt indes ab.
Verkehrspolitisch hat eine Debatte das ganze Jahr 2017 überlagert: Soll es in Metropolen wie München, wo die Luft extrem belastet ist, Diesel-Fahrverbote geben? Bisher fehlt dafür ohnehin die gesetzliche Grundlage. Ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, das im Februar erwartet wird, soll Klarheit bringen. Im Juni war vom Freistaat ein Verzeichnis veröffentlicht worden, wonach in München die Immissionsgrenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter für Stickstoffdioxid an 24 Prozent der Hauptverkehrsstraßen überschritten werden. Zuvor hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof dem Freistaat aufgetragen, bis zum 31. Dezember ein Konzept zur Fortschreibung des Luftreinhalteplans vorzulegen. Ausdrücklich sollte dieses auch ein Szenario von Fahrverboten beinhalten. Die CSU-Landesregierung hat die Frist allerdings verstreichen lassen, was wiederum Münchens OB Dieter Reiter (SPD) erzürnt hat. Die städtische Umweltreferentin Stephanie Jacobs (parteilos) wiederum äußerte erhebliche Zweifel, ob Fahrverbote für bestimmte Streckenabschnitte überhaupt praktikabel seien.
Das Kreisverwaltungsreferat liefert nun aktuelle Zahlen. Der Bestand an Fahrzeugen steigt insgesamt weiterhin. Auffällig ist allerdings, dass die Zahl der Dieselautos seit Mitte 2017 abnimmt – nur leicht, aber kontinuierlich. Eine Entwicklung, die womöglich durch die Debatte über Fahrverbote befördert wird. Waren im Mai 2017 noch rund 296 000 Diesel-Pkw angemeldet, so sank die Zahl bis Jahresende auf 284 513.
Die Anzahl der Benziner stieg von Ende 2016 bis Ende 2017 von 410 595 auf 427 567. Bei den Elektroautos gab es in diesem Zeitraum prozentual gesehen einen erheblichen Anstieg um 45 Prozent. In absoluten Zahlen ist der Anteil der E-Autos mit 2296 aber noch verschwindend gering. Ende 2016 waren es 1581.
Nicht nur beim Kraftfahrzeugbestand insgesamt, auch bei den Neuzulassungen hat es in der Stadt einen Zuwachs gegeben: von 216 809 auf 221 524 im Zeitraum von Ende 2016 bis Ende 2017. Außer Betrieb genommen wurden 245 400 Fahrzeuge, 2016 waren es noch rund 260 000.
Interessant: Das Planungsreferat hatte im vergangenen Oktober eine Studie zum Mobilitätsverhalten der Bürger veröffentlicht. Das Resümee stützt durchaus die These, dass das Auto nach wie vor der Deutschen liebstes Kind ist. „Die Auffassung, dass die jüngere Bevölkerung tendenziell eher auf die Anschaffung eines eigenen Autos verzichtet und auf alternative, umweltfreundliche Verkehrsmittel oder Carsharing umsteigt, kann anhand der Datenlage nicht bestätigt werden“, heißt es in dieser Analyse. Vielmehr zeichne sich ein Bild, dass der Besitz eines eigenen Fahrzeugs wohl auch die Lebenssituation junger Großstadtmenschen widerspiegele. Nur ein gewisser Teil der Bevölkerung habe sich aus Gründen des Umweltschutzes zu einem Verzicht auf das eigene Auto entschlossen, so die Erkenntnis des Planungsreferats. klaus Vick