Ein schwer verletzter Fußgänger, ein wegrasierter Baum und viel Blechschaden – in der Nacht auf Samstag herrschte Chaos auf dem Viktualienmarkt. Ein betrunkener Audifahrer (32) wollte flüchten, nachdem er an der Blumenstraße einen Mann erfasst hatte. Doch seine Fahrt endete nur wenige hundert Meter weiter mitten auf dem Markt. Ein erst kürzlich als Terrorschutz aufgestellter Betonkübel verhinderte offenbar Schlimmeres. Für Elke Fett, Sprecherin der Marktkaufleute, ist dies eine Bestätigung für ihr monatelanges Drängen bei der Stadt auf mehr Schutz.
Es geschah am Samstagmorgen um 4.05 Uhr: Der 32-jährige Unternehmensberater fuhr in seinem silbernen Audi A5 die Blumenstraße entlang. Wo er zuvor gefeiert hatte, ist noch unklar. Nur so viel: Es war zu viel zum Autofahren. Zwei Promille zeigte später das Messgerät der Polizei an. Dazwischen lag eine Fahrt, die auch ein Menschenleben hätte fordern können.
Denn auf Höhe der Glockenbachwerkstatt geriet der Münchner zu weit nach rechts und erfasste mit der rechten Front seines Autos einen 48-Jährigen, der bei einer Gruppe von vier weiteren Leuten stand. Der Pädagoge wurde auf den Gehweg geschleudert. Ärzte diagnostizierten ein gebrochenes Sprunggelenk und Schnittverletzungen am Bein. Um sein Opfer kümmerte sich der Suff-Fahrer nicht. Offensichtlich in Panik geraten, trat er aufs Gas und versuchte, zu flüchten. Doch er kam nicht weit.
Der Unternehmensberater fuhr an der Schrannenhalle vorbei – und anstatt der nach rechts abknickenden Frauenstraße zu folgen, rauschte er schnurgerade auf den Viktualienmarkt. Zuerst säbelte er einen Baum um, prallte dann gegen einen Anti-Terror-Kübel und kam vor dem Gemüsestand von Marianne Maier an einer Laterne zum Stehen. Die Standbetreiberin sagte unserer Zeitung: „Ein bisschen weiter noch, dann wären wir weg gewesen. Da ist uns viel erspart geblieben.“ Die Ölspur des Audi endet erst wenige Zentimeter vor ihrem Pavillon.
Elke Fett fühlt sich durch den Unfall bestätigt: „Das ist doch der beste Beweis dafür, dass wir solche Absicherungen brauchen.“ Fett hatte sich monatelang für Terrorschutz am Viktualienmarkt ausgesprochen. Ende November reagierte die Stadt. Für die Zeit des Winterzaubers wurde der Markt an zwei Zufahrten mit jeweils zwei Betonkübeln abgesichert. Nun war es zum Glück kein Terroranschlag, der die Kübel auf die Probe stellte, aber Fett hofft trotzdem, dass die Sperren das ganze Jahr über bestehen bleiben. Denn solche Unfälle könnten auch tagsüber passieren. „Und dann wären viele Menschen in Gefahr“, sagt die Marktsprecherin. Das könne sich die Stadt an so einem prominenten Standort nicht leisten.
Auch andernorts wird mehr für die Sicherheit getan. Am Hauptbahnhof installiert die Deutsche Bahn in Absprache mit der Bundespolizei neue Zufahrtssperren. Ein erster Betonpoller steht bereits. Er blockiert die Rettungsrampe an einem der Hauptzugänge an der Bayerstraße. Bundespolizeisprecher Wolfgang Hauner erklärt: „Rettungsfahrzeuge können aber noch immer über die Zufahrt an der Arnulfstraße in die Bahnhofshalle einfahren.“ Später sollen die Betonsperren durch versenkbare Poller ersetzt werden.