Münchens Taxler planen den Aufstand gegen die Digital-Konferenz DLD. Der Grund: Zu den 150 Rednern des vom Burda-Verlag veranstalteten Kongresses gehört auch der neue Uber-Chef Dara Khosrowshahi. Darüber sind Münchens Taxler erzürnt – und bezeichnen die Einladung in einem offenen Brief an DLD-Chefin Steffi Czerny als „ganz besonders zynisch und gesellschaftspolitisch hochgefährlich“.
Die Münchner Taxler werfen Uber vor, bewusst gegen geltendes Recht zu verstoßen. So kehrten die Mietwägen, die für Uber unterwegs sind, nicht nach jeder Fahrt an ihren Betriebssitz zurück, obwohl sie es eigentlich müssten. Außerdem beute der Konzern die Fahrer aus, finden die Taxler. „An Uber-Fahrten verdient nur Uber. Die Partner werden in prekäre Arbeitsverhältnisse gezwungen und ausgebeutet“, heißt es in dem Brief, den unter anderem Taxiverbands-Chef Florian Bachmann und Isarfunk-Boss Christian Hess unterschrieben haben.
In ihrem Schreiben drohen die Taxler mit einer erneuten Protestaktion, sollte der Uber-Chef nicht ausgeladen werden. Im Oktober hatten 1400 Taxler den Verkehr am Odeonsplatz lahmgelegt und ein Zeichen gegen Uber gesetzt. „Wenn es sein muss, gehen wir während des DLD-Kongresses wieder auf die Straße!“
DLD-Chefin Steffi Czerny denkt dennoch nicht daran, den Uber-Chef wieder auszuladen. „Ich kann Ihre Bedenken gut verstehen, denn durch die rasant fortschreitende Digitalisierung sind Werte wie Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht in die Zukunft ins Wanken geraten“, schreibt Czerny an die erbosten Taxler. Die DLD wolle mit dem Kongress Denkanstöße liefern. „Das gelingt nur dann, wenn wir kontroverse Diskussionen fördern und eben auch diejenigen in den Dialog einbinden, die zu den stärksten Treibern des Wandels gehören“, findet Czerny. Dazu zähle sicherlich Uber. Die Einladung des Uber-Chefs sei unter keinen Umständen als ein Zeichen gegen die Münchner Taxiunternehmen zu verstehen, sondern vielmehr als „ein Aufruf zum Dialog und einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Weg, den das Unternehmen bislang gegangen ist“, betont Czerny.
Khosrowshahi übernahm im September das Ruder bei Uber. Sein Vorgänger, Firmengründer Travis Kalanick, hatte nach diversen Sexismus-, Mobbing- und Diskriminierungsvorwürfen das Handtuch werfen müssen. Khosrowshahi kam vom Online-Reisebüro Expedia, seine größte Aufgabe ist es, echte Veränderungen in der Firmenkultur zu bewirken. Auch um seine Pläne und Ziele zu verstehen, habe sie den Uber-Chef eingeladen, so Czerny.
Isarfunk-Chef Christian Hess gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. „Uns geht es um das System Uber. Und das hängt nicht an der Person des gefeuerten Gründers Kalanick.“ Hess fragt sich: „Warum bietet man dem Repräsentanten einer Firma, die sich bewusst gegen geltendes Recht stellt, nur ein solches Forum?“
DLD-Chefin Czerny würde den Dialog mit den Taxlern gerne weiterführen. „Ich würde mich freuen, wenn Sie Daras Auftritt über unseren Livestream mitverfolgen und mir dann Ihr Feedback mitteilen“, schreibt Czerny an die Taxler. Die überlegen derweil, wie sie ihrem Protest während des Kongresses Ausdruck verleihen können. „Wir müssen uns jetzt zusammensetzen und unsere Reaktion beraten“, sagt Isarfunk-Chef Hess. Er wünscht sich einen echten Dialog. „Auch wenn man uns Taxler immer wieder altbacken findet, sollte man uns auch die Möglichkeit geben, unseren Standpunkt darzustellen.“ Im Zweifel werden die Taxifahrer diesen Standpunkt wieder auf die Straße tragen. m. kniepkamp