Heute Nachmittag den Pass verlängern lassen – oder erst in einem Monat? Das neue Terminvergabesystem der Bürgerbüros gleiche einer Lotterie, kritisiert Lars Droege. Der Neuaubinger wollte online einen Termin im Pasinger Bürgerbüro vereinbaren, so wie das seit Neuestem Pflicht ist. „Der nächste Termin wäre erst Mitte April gewesen“, ärgert sich der 57-Jährige. „So lange hätte ich nicht warten können.“
Seinen Wohnsitz ummelden, einen neuen Ausweis beantragen, ein Auto anmelden. Diese und andere Dienstleistungen erhalten Münchner in den Bürgerbüros der Stadt. Früher lief das so: Zum Bürgerbüro gehen, eine Nummer ziehen und warten. In den vier Außenstellen Pasing, Neuhausen, Milbertshofen und Fürstenried-West ist das jetzt aber nicht mehr möglich. Man muss vorher einen Termin vereinbaren – entweder online im Internet, telefonisch oder direkt vor Ort. Das soll die Wartezeiten verringern. Tut es auch, sagt Carmen Hollmann, die ebenfalls ins Pasinger Bürgerbüro gekommen ist. Ich finde die Online-Anmeldung gut“, sagt die 44-Jährige. „Ich konnte gestern einen Termin für heute um 11 Uhr buchen.“
Auch im Kreisverwaltungsreferat (KVR) zieht man nach einem guten halben Jahr eine positive Bilanz. „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass den Kunden mit Termin praktisch keine oder allenfalls noch sehr kurze Wartezeiten entstehen“, teilt Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle auf eine Anfrage der CSU-Stadtratsfraktion mit. Die durchschnittliche Wartezeit an den Standorten mit Terminvereinbarung beträgt Böhle zufolge rund vier bis sechs Minuten.
Klingt gut. Funktioniere aber nicht, moniert Droege. „Wenn man Pech hat, muss man wochenlang auf einen Termin warten.“ So wie er: Der Online-Kalender des KVR habe ihm als frühestmöglichen Termin für die Passverlängerung ein Datum Mitte April angezeigt. Weil er nicht so lange warten konnte, ist er heute ohne Termin zum Bürgerbüro Pasing gefahren. „Ich habe mich in die Schlange gestellt und gegen halb neun einen Zettel mit aufgedrucktem Termin bekommen.“ Siehe da: Der Buchhalter kam nicht erst Mitte April, sondern am gleichen Tag dran. „Mein Termin war für zehn vor 11 angesetzt, ich musste ungefähr noch 20 Minuten länger warten.“ Dabei habe er noch Glück gehabt. „Der nächste Termin wäre erst am 26. März gewesen.“ Also noch einmal ein anderes Datum.
Lange warten musste auch Patrick Rieger (21) auf seinen Termin. Der Student hat einen neuen Personalausweis beantragt und sich umgemeldet. „Ich habe mich vor etwa vier Wochen online angemeldet. Heute war der frühestmögliche Termin“, sagt der Feldmochinger. Er nimmt’s gelassen: „Wenn man es weiß, kann man sich darauf einstellen.“
Heuer soll auch noch die letzte Außenstelle am Ostbahnhof (Orleansplatz) auf das neue Terminsystem umgestellt werden. Das Bürgerbüro im Hauptgebäude an der Ruppertstraße wird momentan aufgestockt: Dort ist eine Erweiterung geplant, und auch dort soll mittelfristig das neue Terminvergabesystem kommen. Noch gilt hier an der Ruppertstraße aber das altbekannte Prozedere.
Im Hinblick auf die steigenden Einwohnerzahlen will das KVR weitere Maßnahmen ergreifen: Bestehende Bürgerbüros sollen teilweise erweitert werden (Ruppertstraße) oder in größere Räume umziehen (Pasing). Weitere Außenbüros sind in Planung (Scheidplatz), neue Standorte werden gesucht (Ramersdorf-Perlach, Moosach).