Flächenverbrauch

Die Beton-Hauptstadt

von Redaktion

von marc kniepkamp

Herbert Grönemeyer singt in seiner Ode an seine Heimatstadt Bochum, sie sei „vor Arbeit ganz grau“ und „leider total verbaut, aber gerade das macht Dich aus“. Im Jahr 2018 könnte der Sänger diese Zeilen auch der Stadt München widmen – schließlich gebührt ihr der zweifelhafte Titel Beton-Hauptstadt.

Sage und schreibe 44 Prozent der 31 071 Hektar München sind von Gebäuden und den dazugehörigen Freiflächen bedeckt. Weitere 17 Prozent entfallen auf Straßen, Plätze und Schienen. Gut 60 Prozent der Stadt sind also bebaut. Das ist der höchste Wert für Deutschlands Millionenstädte: In Berlin liegt die Quote bei 56, in Köln und Hamburg bei 50 Prozent.

Allerdings sagt dieser Wert noch nichts über die tatsächliche Versiegelung von Flächen aus. Hier hilft ein Blick auf eine Studie des Bayerischen Landesamts für Umwelt. Für die Stadt München wurde in der Studie ein Versiegelungsgrad von 46 Prozent festgestellt, ebenfalls ein Spitzenwert. Zum Vergleich: In Berlin lag der Wert bei 35, in Hamburg bei 30 Prozent. Trotzdem geht München recht sparsam mit der versiegelten Fläche um: Pro Einwohner kommt München auf eine versiegelte Fläche von 77 Quadratmetern, Berlin hingegen auf 91 und Hamburg gar auf 125 Quadratmeter.

Die Kehrseite der Medaille: In München leben auf viel engerem Raum mehr Menschen als etwa in Hamburg. „München ist uneingeschränkt die Millionenstadt in Deutschland mit der höchsten Einwohnerdichte“, heißt es in der Studie des Statistischen Amts. Wie man es auch dreht und wendet – in München ist es besonders eng. 4900 Einwohner pro Quadratmeter tummeln sich in München, in Berlin sind es 3950 in Köln 2641 und in Hamburg 2367. Nun ist Hamburg deutlich größer und hat vor allem deshalb so viele Grün- und Ackerflächen, weil es an seinen Rändern vom angrenzenden Schleswig-Holstein und Niedersachsen kaum zu unterscheiden ist. Einen genaueren Vergleich bietet also das Verhältnis der Einwohnerwohnerzahlen bezogen auf die bebaute Fläche. Auch hier ändert sich nichts an der Reihenfolge. In München leben auf jedem bebauten Quadratkilometer demnach rund 6300 Menschen, in Berlin 5700, in Köln 4400 und in Hamburg lediglich 4100.

Dabei wird es immer schwieriger, die unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut zu bringen – denn die Fläche ist begrenzt. Seit 1942, als Aubing und Langwied eingemeindet wurden, hat sich an Münchens Stadtfläche von aktuell 31 071 Hektar wenig geändert. Die Einwohnerzahl ist allerdings von knapp 800 000 auf derzeit 1,52 Millionen in die Höhe geschnellt – Tendenz steigend. Die Münchner werden die bereits bebaute Fläche also wohl noch intensiver und sparsamer nutzen müssen. Denn nur 22 Prozent der Stadtfläche sind mit Erholungsflächen bedeckt.

Wie Viertel ohne solchen grünen Freiraum aussehen, können die Münchner in den Bezirken Ludwigs-/Isarvorstadt, Laim und Obergiesing-Fasangarten begutachten. Hier ist der Anteil der Grünflächen am geringsten. Anders sieht es in Schwabing-Freimann aus: Hier machen Grünflächen 26 Prozent der Gesamtfläche aus – ein Spitzenwert, den der Bezirk dem Englischen Garten und den Isarauen zu verdanken hat. Der Englische Garten verschafft auch dem Bezirk Altstadt-Lehel mit einem Grünflächenanteil von 21,4 Prozent einen Spitzenplatz.

Wie sehr der Druck auf München steigt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Bisher ist Aubing-Lochhausen-Langwied noch ein Bezirk mit besonders vielen unbebauten Flächen. „Im Zuge des geplanten, neuen Stadtteils Freiham wird sich das Flächenmuster in den nächsten Jahren allerdings dort deutlich verändern“, prophezeien die Statistiker.

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