Rollstuhlfahrer greift mutig ein

von Redaktion

Angriff auf eine Verkäuferin am Hauptbahnhof: Während Dutzende Passanten nur gaffen, greift ein Mann ein, um der Verkäuferin zu helfen: der mutige Rollstuhlfahrer Jalal Abdallah. Abdallah stammt aus dem Irak. Dort wurde er 2007 bei einem Anschlag schwer verletzt, ist seither vom Brustkorb abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.

Am 22. Januar 2018 fährt Abdallah durch den Münchner Hauptbahnhof. „Ich war auf dem Heimweg, als ich jemanden schreien hörte“, erinnert sich der 46-Jährige. Er lenkt seinen Rollstuhl in die Richtung, aus der die Schreie kommen. „Da standen überall Menschen, aber niemand wollte helfen.“ Abdallah bahnt sich einen Weg durch die Menschenmasse und fährt mitten hinein in den Tabakladen in der Querhalle. Dort tobt ein Kampf zwischen einem Mann und der Verkäuferin: Ein 48-jähriger Serbe wollte mit einer – wie sich später herausstellte – fremden EC-Karte Zigaretten kaufen. Als die 44-jährige Verkäuferin den Kunden bat, sich auszuweisen, geriet er in Panik. Der Mann schnappte sich die massive Ablageplatte vom Tresen und ging auf die Verkäuferin los. In Todesangst begann die Frau sich zu wehren und zu schreien. Abdallah versucht zunächst, den Randalierer mit Worten zu beruhigen. Doch der Versuch scheitert. Zwar lässt der Serbe von der Verkäuferin ab, wendet sich nun aber gegen den Rollifahrer. „Ich hatte wahnsinnige Angst“, gesteht Abdallah, „trotzdem packte ich den Angreifer am Handgelenk.“ Doch Abdallahs Gegenüber ist stärker. Das erkennen auch zwei Männer, die nun in den Laden stürmen und dem Angreifer die Platte aus der Hand schlagen. Kurz darauf trifft auch eine Streife der Bundespolizei am Tatort ein und nimmt den Randalierer fest. Den Serben erwartet nun eine Anzeige wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung. Außerdem eine Anzeige wegen Fundunterschlagung, sollte er die EC-Karte, die nach Angaben der Polizei in einem Geldautomaten steckte, tatsächlich unterschlagen haben. Jalal Abdallah sagt: „Ich bin momentan in Deutschland nur geduldet. Aber München ist meine Familie. Und in der Familie hilft man einander, ohne wenn und aber.“ sarah brenner

Artikel 3 von 3