Kerzen brennen am Tag nach dem Mord an einem Hauseingang an der Jutastraße in Neuhausen, Bilder stehen dort, immer wieder legen Menschen Blumen und Süßigkeiten ab. Sie trauern um die Pädagogik-Studentin Sofia S. (Name geändert). Die 25-Jährige wurde am Freitagnachmittag Opfer eines schrecklichen Verbrechens. Der Münchner Lion K. soll sie in der Wohnung der Familie im vierten Stock erstochen haben. Auch die 53-jährige Mutter und den 15-jährigen Bruder sowie den braunen Jagdhund soll der 19-Jährige mit mehreren Messerstichen schwer verletzt haben. Sie waren auch am Sonntag noch in einem kritischen Zustand, konnten noch nicht befragt werden.
Was treibt einen Menschen zu einer solchen Tat? Noch sind die Ermittlungen am Anfang. Sicher ist aber, dass der mutmaßliche Täter und seine Opfer sich kannten. Lion K. führte eine Beziehung mit Laura (Name geändert), einer jüngeren Schwester des Mordopfers. Möglicherweise war die Familie – vor allem die ältere Schwester – nicht mit der Beziehung der beiden einverstanden oder der Münchner gab ihr zumindest die Schuld an der Trennung. Wie lange die beiden schon kein Paar mehr waren, war am Sonntag nicht bekannt.
Am Freitag suchte Lion K., der nach Informationen unserer Zeitung etwa zwei Kilometer vom Tatort entfernt ebenfalls in Neuhausen gemeldet war, die Wohnung der deutsch-italienischen Familie auf. Ob er bereits mit einem Messer vor der Tür stand oder sich erst in der Wohnung eines griff und auf seine Opfer losging, ist nun Gegenstand weiterer Ermittlungen. Kurz vor 16 Uhr gingen die ersten Notrufe der Nachbarn ein. Sie hatten laute Schreie gehört. Lion K. flüchtete, wurde etwa vier Stunden später nach einer Öffentlichkeitsfahndung von zivilen Kräften der Polizei auf dem Fußweg an der Lindwurmstraße überwältigt. Am Samstag erließ der Richter Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes, der 19-Jährige sitzt in U-Haft. Er schweigt zu den Vorwürfen.
Unterdessen fand die Polizei in der Wohnung im vierten Stock die Tatwaffe. Die Ermittlungen gestalten sich für die Polizei äußerst schwierig. Denn das Spurenbild in der Wohnung ist nach Angaben eines Sprechers „komplex“. Nicht nur Sofia S., ihre Mutter, ihr Bruder und der Hund verloren viel Blut, auch der Täter selbst verletzte sich bei dem Angriff. Er wurde nach seiner Festnahme ambulant behandelt. Am heutigen Montag soll ein Spuren-Experte kommen und die Wohnung genau untersuchen.
Aufwendig sind die Ermittlungen auch, weil sowohl der mutmaßliche Täter als auch das Opfer sehr große Familien haben. Derzeit werden sowohl die Angehörigen als auch die Nachbarn befragt.
Der Münchner Lion K. ist bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, unter anderem offenbar wegen Diebstahlsdelikten. Er soll dem Vernehmen nach aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen. Seine Eltern leben getrennt. Der 19-Jährige hat mehrere Geschwister. Ob er einen Schulabschluss hat und einem geregelten Beruf nachgeht, war am Sonntag unklar.
Sofias Freunde können kaum fassen, was am Freitag geschehen ist. Sie sitzen den ganzen Samstag auf dem Gehweg vor dem Hauseingang an der Jutastraße und nehmen still Abschied. Ein guter Bekannter schreibt auf Facebook: „Welcher Mensch macht so was? Ruhe in Frieden, du unglaublich guter Mensch! Du hast alles und jeden zum Lachen gebracht! Ich werde dich nie vergessen und auf ewig vermissen! Deiner Familie nur das Beste! Wir sind alle bei euch!“