Benjamin David kann es kaum fassen. „Wir sind absolut begeistert.“ Wir – das ist der Verein Isarlust, der sich seit fünf Jahren für ein Flussbad an der Isar stark macht. 2015 gab es sogar eine internationale Fachtagung. Anschließend gab der Stadtrat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Das Ergebnis liegt nun vor: Ein Flussbad ist machbar. David: „Das ist ganz großes Tennis.“ Antrieb für den Verein war immer, eine Alternative zum Englischen Garten oder dem renaturierten Bereich der Isar weiter südlich zu schaffen. „Das alles, aber auch die Freibäder sind an den schönen Tagen schon total überlaufen.“
In der Studie hat die Firma Werner Consult aus Wien fünf Varianten geprüft. Dabei ist eine Länge von 1,8 Kilometern zwischen Cornelius- und Maximiliansbrücke untersucht worden. Zwei mögliche Standorte für ein Flussbad sollen nun näher beleuchtet werden. Das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die am 10. Juli im Stadtrat behandelt werden soll.
In der ersten Variante sind aus Sicht des Ingenieurbüros 1,2 Kilometer des Flusses zwischen Cornelius- und Praterwehr zum Baden geeignet. Eine neue Wehranlage müsste errichtet werden, um die Fließgeschwindigkeiten zu regeln. Variante zwei wäre kleiner und würde sich in zwei Gebiete aufteilen – einen Badebereich auf 650 Metern Länge zwischen Corneliusbrücke und Wehr sowie einen auf 150 Metern Länge zwischen Mariannenbrücke und Praterwehr. Der Bereich des Wehrs VI wäre ausgenommen, in Variante eins nicht.
Die Experten gehen von massiven Umbaumaßnahmen aus. Um beispielsweise vor Treibgut zu sichern, könnten mehrere so genannte Stabrechenklappen, eine Art Gitterkonstrukt, eingesetzt werden. Diese wiederum sollen beispielsweise am Wehr angebracht oder unter einer bestehenden oder sogar einer neuen Brücke versteckt werden.
In beiden Varianten sind laut Experten Aufenthaltsbereiche in Form eines Balkones über die Isar hinaus denkbar. Oder es entstünden neue Brücken, die ein unmittelbares Flusserlebnis direkt am Wasser ermöglichen. Als Zu- und Abgänge könnten einzelne Treppen oder Rampenkonstruktionen in Betracht kommen. Vorstellbar wären auch Sitzstufenkonstruktionen. Optionen für Gebäudetypen wären einzeln stehende Container oder durchgehende Wände zur Aufnahme von Funktionsräumen wie zum Beispiel Toiletten und Garderobe. Auch von Neubauten wird gesprochen, das wiederum sieht das Planungsreferat skeptisch, da diese sich in das Gesamtbild integrieren müssten. Betrieben werden könnte das Flussbad von einem Verein oder einer Bürgerinitiative, sagt Benjamin David.
Die Kosten wären enorm, Variante eins wird auf 16 bis 32 Millionen Euro geschätzt; Variante zwei auf 19 bis 34 Millionen Euro. „Das hat uns auch verblüfft“, sagt David. „Da müssen wir die weiteren Untersuchungen abwarten.“ Diesen muss der Stadtrat zustimmen. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) setzt sich seit Jahren für das Projekt ein. „Mit dem Flussbad wird der Erholungsraum Isar weiter aufgewertet. München wird damit noch mehr an Lebensqualität gewinnen.“
SPD-Stadtrat Jens Röver sagte unserer Zeitung: „Mir ist es wichtig, dass wir in Bezug auf die Umgestaltung der innerstädtischen Isar über einen Gesamtplan diskutieren und nicht über Einzelprojekte. Die Isar ist und bleibt ein Wildfluss mit geringer Wassertemperatur und stark schwankenden Pegelständen.“ Grünen-Chef Florian Roth sagte: „Ein Flussbad, das keine Naturschutzbelange tangiert, ist eine äußerst charmante Idee und machbar. Deshalb sollten wir mutig genug sein, dies auch bald zu verwirklichen.“