Gleich dreifach Grund zum Feiern hatte der Münchner Kardinal Friedrich Wetter am Sonntag: Auf seinen Wunsch hin wurden sein 90. Geburtstag, der 65. Jahrestag seiner Priesterweihe und seine Bischofsweihe vor 50 Jahren gemeinsam begangen.
Beim Gottesdienst am Nachmittag im Liebfrauendom würdigte Kardinal Reinhard Marx seinen Vorgänger mit den Worten: „Kardinal Wetter lebt seine Überzeugung vor, dass der Glaube nicht vordringlich aus Papieren, Konzepten oder Aktionen besteht, sondern dem persönlichen Zeugnis. Unermüdlich, auch im Ruhestand, wirkt er daran mit, dass der christliche Glaube seine Strahlkraft entfalten kann.“ Wetter „war und ist ein treuer Bote der Liebe Gottes und ein Mann der Seelsorge“. Bei den von ihm angestoßenen Veränderungen während seiner Zeit als Münchner Erzbischof habe Wetter einen „weiten Blickwinkel“ eingenommen und den Dialog gepflegt. Dafür und für seine anhaltende Präsenz als Seelsorger sei er ihm dankbar, sagte Marx.
Wetter selbst erinnerte daran, dass er vor 50 Jahren als Wahlspruch seines bischöflichen Wirkens „Der Friede sei mit euch“ gewählt habe. Dies sei die „dichteste Zusammenfassung des Evangeliums: Als Friede, als Heil der Welt vom Vater geschenkt, tritt Jesus in die Mitte seiner Jünger.“ Für alle Bereiche des kirchlichen Lebens gelte: „Ohne Jesus geht nichts. “ Dessen Auftrag an die Apostel, Menschenfischer zu sein, gelte auch für deren Nachfolger. Er hoffe, dass das Netz, das er ausgeworfen habe, nicht leer geblieben sei.
Er habe in den 50 Jahren viel Schönes erlebt, tüchtige Priester, treue Ordensleute und junge Menschen, die Leben in die Gemeinde gebracht hätten, sagte Wetter. „Ich kann das viele Gute gar nicht aufzählen.“ Sorge bereite ihm seit Jahren der stetige Rückgang kirchlichen Lebens. Um die Weltkirche müsse man sich nicht sorgen. „Doch der Rückgang bei uns stellt uns vor die Frage, woher diese Schwäche kommt. Nicht davon, dass sich der Herr von uns zurückgezogen hätte.“
Wetters besonderer Einsatz galt der Erneuerung der Seelsorge, der Ökumene und dem nachhaltigen karitativen Engagement. Der Dom zu Freising wurde in seiner Amtszeit zur Konkathedrale erhoben und saniert. Seit er vor zehn Jahren den Hirtenstab an Reinhard Marx weiterreichte, hält sich der gebürtige Pfälzer Wetter im Hintergrund. Wenn es die Gesundheit zulässt, steht er an hohen Kirchenfesten im Liebfrauendom mit am Altar. Bisweilen nimmt er Marx Termine ab, etwa wenn langjährige Weggefährten zu Grabe zu tragen sind. Seit seinem Auszug aus dem Bischofshaus lebt Wetter zurückgezogen im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern.
Der „Feiertag“ zu Ehren Wetters klang nach dem Gottesdienst am Abend bei einem Festakt mit Vertretern aus Politik, Kirche und Gesellschaft in der Katholischen Akademie Bayern aus. kna/wö