Die Rad- und Fußgängerbrücke Arnulfsteg nimmt Formen an, mit ersten Vorarbeiten hatte das Baureferat im April begonnen. Nun ragen bereits große Teile der Konstruktion an der Stammstrecke empor. Lange hatte es so ausgesehen, als würde das Projekt gar nicht mehr verwirklicht.
Wie berichtet, hatte die Stadt bereits 2015 den Weg für den Steg freigemacht. Eine mit der Ausführung beauftragte Arbeitsgemeinschaft (Arge) kündigte jedoch die Verträge, da sie entscheidende Bauteile nicht selbst herstellen konnte. Die Verwaltung musste neu ausschreiben. Ehedem war bereits mit einer erheblichen Kostensteigerung von vier auf dann 22 Millionen Euro kalkuliert worden. Die neuerliche Ausschreibung ließ die Kosten abermals nach oben schnellen. 26 Millionen Euro wurden für das Projekt veranschlagt. Der Stadtrat stimmte schließlich mehrheitlich zu.
Der 242 Meter lange gläsernen Steg wird 3,50 Meter hohe Glaswände haben und insgesamt 37 Bahngleise überspannen. Der Bau gestaltet sich insofern komplex, als die Arbeiten über den Gleisen nur mit Sperrungen der Strecke möglich sind. Für den Einbau des Steges wird daher der Abschnitt zwischen Hackerbrücke und Laim vom 14. bis 17. September ganz gesperrt. Ende 2020 soll der Arnulfsteg zwischen der Erika-Mann-Straße im Süden des Arnulfparks und der Philipp-Loewenfeld-Straße auf der anderen Seite der Gleise fertig sein und die beiden Stadtteile Maxvorstadt und Schwanthalerhöhe verbinden.
Während am Arnulfpark ein neues markantes Bauwerk wächst, könnte in Sendling eines verschwinden: Der 176 Meter hohe Kamin des Heizkraftwerks Süd an der Schäftlarnstraße ragt seit Mai ungenutzt in die Höhe. Die Stadtwerke denken über einen Abriss nach, wie der Bezirksausschuss in seiner jüngsten Sitzung erfuhr. BA-Chef Markus Lutz (SPD), der in Sendling aufgewachsen ist, würde das bedauern. Der Schornstein sei ein Wahrzeichen Sendlings, sagt er. Lutz hofft, dass die SWM einen Weg finden, den Turm zu erhalten: „Eigentlich bräuchte man ihn zwar nicht mehr, aber vielleicht ergeben sich doch noch neue Nutzungsmöglichkeiten.“
Der Kamin, immerhin Münchens zweithöchstes Bauwerk nach dem Olympiaturm, blies einst Abgase in größere Höhen, als in dem Kraftwerk noch Müll und Öl Kohle verbrannt wurden. Bis 2004 diente er einer gasbefeuerten Hochdruck-Dampfanlage, die Strom und Fernwärme erzeugte. Bis Mai wurde der Kamin als Abgastrakt für Heizkessel genutzt, die für Spitzenlastzeiten bereitgehalten wurde. Die sind nun abgeschaltet, und das mächtige Bauwerk hat seine Bestimmung verloren. Die neue Gasturbine, die im Kraftwerk installiert werden soll, kommt mit einem Kamin der halben Höhe aus.
14 Meter Durchmesser misst der alte Kamin an der Basis, ganz oben sind es immer noch neun Meter. Vier mächtige Rohre leiteten die Abgase im Inneren in die Höhe, neben ihnen können Wartungstechniker auf Treppen emporsteigen. Das letzte Stück bis zur Spitze müsssen sie – angeseilt – mit Leitern bewältigen.
Da der Kamin – egal ob benutzt oder nicht, Unterhaltskosten verursacht, prüfen die Stadtwerke nun, ob das Bauwerk erhalten, gekürzt oder abgerissen werden soll. „Wir rechnen noch in diesem Jahr mit einer Entscheidung“, teilte SWM-Pressesprecherin Bettina Hess auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eines sei schon sicher: Den Turm auszubauen und für Publikumsverkehr freizugeben, sei keine Option.
Ein Abriss wäre alles andere als trivial. Da eine Sprengung auf dem Gelände nicht möglich ist – der Kamin ragt mitten aus dem Kraftwerk hervor –, bleibt nur, den Koloss in Mini-Stücken abzutragen. Eine gängige Methode: Ein Spezialbagger wird auf den Kamin gehoben, krallt sich selbst daran fest, beißt Stücke aus der Wand und wirft sie nach innen. Der Schutt wird unten abgefahren, und der Bagger klettert über Wochen und Monate mit dem schrumpfenden Kamin nach unten.