Chaos während der Urlaubszeit

Packerl-Flut im DHL-Shop

von Redaktion

VON Ann-Kathrin Ullbricht

Was für ein Verhau: Unzählige Packerl liegen kreuz und quer vor dem Eingang des Gemüseladens an der Sailerstraße in Schwabing, drinnen türmen sich Dutzende auf Getränkekisten. Um an Bananen, Melonen oder Zucchinis zu kommen, müssen die Kunden erst einmal Pakete von verschiedenen Online-Shops beiseiteschieben. In dem kleinen DHL-Shop gibt es kaum einen Platz, der nicht zugestellt oder mit zahlreichen Paketen versperrt ist. Die Leute wühlen in dem Meer an Paketen herum, um ihr eigenes zu finden. Der Ärger der Kundschaft ist dementsprechend groß. „So darf man einfach nicht mit Paketen umgehen“, schimpft Kundin Ute Schneider gegenüber unserer Zeitung.

Seit Langem setzt DHL bei der Bewältigung der Paketflut nicht nur auf eigene Filialen, sondern auch auf Partner, sogenannte Shops. In München gibt es derzeit 350 DHL-Filialen und -Paketshops, erklärt ein DHL-Sprecher, „so viele wie noch nie“. Zum Vergleich: 1994 waren es 70. Zudem existieren aktuell mehr als 100 Paketstationen. In Gemeinden mit mehr als 4000 Einwohnern muss eine Postfiliale in maximal zwei Kilometern Entfernung erreichbar sein. „Diese gesetzliche Vorgabe halten wir auch in München ohne Wenn und Aber ein“, sagt der Sprecher.

In Schwabing kommt der Service allerdings nicht unbedingt als solcher an: „Jeder muss selbst suchen und bekommt patzige Antworten von Menschen, die dort nicht wirklich wissen, wie sie die Flut von Paketen in den Griff bekommen sollen“, sagt Ute Schneider. Ilyas Beller, Mitarbeiter im Gemüseladen, entgegnet: Erst vor Kurzem habe sich der Eigentümer des Ladens dazu entschlossen, den Paketservice anzubieten. „Niemand holt seine Pakete ab. Die liegen hier bestimmt eine Woche“, rechtfertigt er das Durcheinander. Täglich kämen rund 25 Pakete in dem kleinen Laden an. Zusätzlich würden etliche Retouren abgegeben. In den kälteren Monaten sei die Situation eine andere, so Beller. Der Kühlschrank im Inneren wird durch Regale ersetzt, die mehr Stauraum bieten. Die Aufregung über das aktuelle Chaos versteht der Mitarbeiter nicht. „Jeder bekommt doch seine Pakete, und nichts kommt weg.“

Wie wird ein Laden DHL-Shop? „Teils melden sich Interessierte und fragen, ob sie einen DHL-Paketshop betreiben können“, erklärt der Sprecher. „Teils sprechen wir gezielt Einzelhändler an, die ein Geschäft in attraktiver Lage betreiben und eine rege Nachfrage versprechen.“ Kriterien für die Auswahl sind unter anderem: Lage, Öffnungszeiten, Laden- und Lagerfläche, Solvenz, Kompetenz und Kundenorientierung des Einzelhändlers.

Das Chaos in Schwabing werde man sich anschauen. „Selbstverständlich gehen wir der Reklamation unverzüglich nach“, sagt der Sprecher. „Und wir werden gegebenenfalls die geeigneten notwendigen Schritte ergreifen.“ Allerdings sei aber auch klar: „Die Sendungsmengen steigen, der Umfang der einzelnen Pakete nimmt zu, und jeder Empfänger möchte – wenn er schon nicht zuhause angetroffen wird – sein Paket möglichst in nächster Nähe abholen“, so der Sprecher.

Lisa Mannherz, ebenfalls Kundin des Paketshops, braucht zwar auch einige Minuten, bis sie ihr Päckchen gefunden hat. Die 27-Jährige ist „aber froh, dass es den Paketshop gibt. Die nächste Postfiliale ist eine U-Bahnstation weg. So muss ich nur ein paar Meter gehen und kann meine Pakete holen und bringen.“ Sie glaubt: „Viele Leute vergessen einfach in der Urlaubszeit, dass sie nicht da sind, und bestellen dennoch etwas.“

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