Wer die Versprechen von Markus Söder in den vergangenen Tagen verfolgt hat, dem muss zwangsläufig das Wort „Torschlusspanik“ in den Sinn kommen. Ring-S-Bahn, mehr Tunnel für den Mittleren Ring, mehr Wohnungen, mehr Betreuung für Kinder, mehr Sicherheit, mehr Kultur. Und nun ein 365-Euro-Ticket für den ÖPNV. Die Wahlkampf-Volte ist schlecht kaschiert. Es ist nämlich derselbe Markus Söder, dessen Staatsregierung sich erst unlängst geweigert hat, für die aktuelle MVV-Tarifreform auch nur einen Cent auszugeben. Und es ist der Markus Söder, der noch als Finanzminister beharrlich gegen die Tram-Nordtangente opponiert hat. Natürlich wäre es ein feiner Zug, wenn der ÖPNV lediglich einen Euro pro Tag kosten würde. Die Tatsache allerdings, dass auch für dieses Projekt – ebenso wie für Ring-S-Bahn, Kinderbetreuung und Wohnungen – keine Kosten genannt werden, zeigt, dass sich niemand ernsthaft Gedanken gemacht hat, sondern man lediglich einem Aktionismus verfallen ist. Es ist ein Fehler, davon auszugehen, dass der Wähler das nicht durchschaut. Der Bürger ist durchaus in der Lage, Geschenke, gerade im Wahlkampf, nicht nur nach der Verpackung zu beurteilen.