Bahnhofsviertel

Die Stadt-Sheriffs ziehen Bilanz

von Redaktion

von daniela schmitt und Kathrin Braun

Zwei junge Männer prügeln sich am Hauptbahnhof. An der Paul-Heyse-Straße klopfen Bettler an der Ampel an Autofenster. Szenen wie diese erlebt man immer wieder im Bahnhofsviertel. Alkohol, Drogen, Prostitution, Arbeiterstrich – die Gegend ist eines der Sorgenkinder der Rathauspolitik. Eine der Gegenmaßnahmen ist der Kommunale Außendienst (KAD). Die blau gekleideten Sheriffs des Kreisverwaltungsreferats (KVR) sind jetzt seit zehn Wochen auf der Straße. Zeit für eine erste Bilanz.

Und die ist gut: „Die Resonanz der Anwohner und Geschäftsleute auf die Streifen ist durchweg positiv und bescheinigt eine Verbesserung der Situation“, sagte KVR-Chef Thomas Böhle gestern. Aus Sicht der Polizei ist der KAD „ein gutes Instrument zur Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls“, sagt Polizeivizepräsident Werner Feiler.

Streit schlichten, kontrollieren, helfen, Platzverweise aussprechen – Aufgaben, die der KAD zusammen mit der Polizei übernimmt. Keine Verbrechensbekämpfung, betonte Böhle. „Diese obliegt der Polizei.“ Bisher schritten die Sheriffs in Blau besonders häufig wegen Bettelns ein (116 Mal). Ein Problem, unter dem viele Gewerbetreibende im Bahnhofsviertel leiden: „Die Bettler stehen ständig vor meiner Tür und belästigen die Leute im Laden“, sagte Ladeninhaber Abdullah Hasan unserer Zeitung. „Häufig gehen meine Kunden dann. Seit der KAD hier ist, wird es trotzdem nicht besser.“ Friseur Muhammad Erfani fügte hinzu: „Es gibt viele Diebstähle hier.“

Fritz Wickenhäuser (74) ist anderer Meinung. „Der Kommunale Außendienst ist genau das, was wir gebraucht haben“, sagte der Vorsitzende des Vereins Südliches Bahnhofsviertel. „Die Leute haben einen Ansprechpartner, dadurch fühlen sie sich viel sicherer.“

Rund 800 Maßnahmen wurden in den letzten zehn Wochen insgesamt ergriffen. Größtenteils Ermahnungen (336), etwa wegen Lärmbelästigung. 149 Mal war der KAD zur Stelle, wenn Bürger Hilfe brauchten, und erstattete 115 Mal Anzeige wegen Ordnungswidrigkeiten, etwa wegen Bettelns in der Fußgängerzone. Häufig musste der KAD auch die Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf) bei regungslosen Personen überprüfen und sich um alkoholbedingte Störungen kümmern.

Momentan sind 40 Streifendienstler auf der Straße, aber es sollen mehr werden: 25 weitere Bewerber haben bereits eine Zusage. „Die Gesamtstärke auf der Straße wird einmal 85 sein“, so Böhle. Wenn diese Zahl erreicht ist, werden sich die Personalkosten laut KVR auf rund sechs Millionen Euro belaufen. Ein Mitarbeiter des KAD verdient, je nach Berufserfahrung, zwischen 2850 und 4000 Euro brutto.

Derzeit ist der KAD von 10 bis 21.30 Uhr in zwei Schichten unterwegs, ab kommender Woche wird die Einsatzzeit bis 0.30 Uhr verlängert und nach und nach bis 6.30 Uhr ausgeweitet. „Wir wollen das ständige Einsatzgebiet bis zum Sendlinger Tor ausweiten“, so Böhle. Man könne nun zwar beobachten, dass sich die Szene verlagere, zum Beispiel an den Nußbaumpark – aber nur in geringem Ausmaß.

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