Als Rentner fühlt er sich nicht: Kabarettist Ottfried Fischer wird am 7. November 65 Jahre alt und hat mit einem Umzug nach Passau gerade sein Leben umgekrempelt. Dort schreibt er an einem neuen Buch und plant eine Veranstaltungsreihe im eigenen Haus. Und München vermisst Fischer kein bisschen. München, sagt er, gehe den Bach runter.
Seit einem Jahr lebt Ottfried Fischer in Passau, wo er das Stadthaus seiner Großeltern geerbt hat. Die Landeshauptstadt entwickelt sich aus seiner Sicht nicht zu ihrem Vorteil. „Wenn ich mich mit Münchnern treffe, erfahre ich als Erstes, welche Kneipe wieder zugemacht wird.“ Mit jeder Kneipe fehle wieder ein Stück, wo man zu Hause war. München bestehe zunehmend aus Heimatlosen, weil die Plätze, die eine Heimat waren, vernichtet würden. „Es ist nun einmal so, dass unser München den Bach runtergeht. Es entsteht ein neues München, aber das ist nicht mehr unser München.“ Nach Passau gezogen zu sein, habe er nicht bereut. Dieser „Back to the roots“-Gedanke spiele auch in seinem neuen Buch eine Rolle. „Das Zurückgehen dahin, wo man nie gedacht hätte, dass man wieder hinwill. Und dann muss man auch die Erfahrung machen, dass es die richtige Entscheidung war.“
Zudem kämen immer wieder Leute aus München zu Besuch oder Kollegen schauten auf einen Umtrunk vorbei, sagte er. „Ich freue mich, wenn jemand kommt. Das war immer sehr komisch, witzig und unterhaltsam.“
Ottfried Fischer hat viel vor: Der Kabarettist schreibt an einem neuen Buch, plant eine Talkreihe. Vor allem aber versucht er, nach seiner lebensbedrohlichen Blutvergiftung im vergangenen Jahr wieder auf die Beine zu kommen. An seinem Geburtstag am kommenden Mittwoch wird der „Bulle von Tölz“ in den Urlaub an einen geheimen Ort flüchten, wie seine Lebensgefährtin Simone Brandlmeier verrät.
Fischers neues Buch soll eine Sammlung an Kurzgeschichten werden, „die Ansichten, Einsichten und Begebenheiten dieser Gegend teilweise in humoristischer, teilweise in philosophischer Attitüde zeigen“, wie er sagt. Rund um sein Haus herrscht Baustellenlärm. Fischer lässt das jahrhundertealte Haus sanieren, auch ein rollstuhltauglicher Lift musste eingebaut werden. Mehrere Wohnungen hat er an Studenten vermietet. Vom ersten Tag an habe er sich in Passau zu Hause gefühlt. „Das Haus atmet einen schönen Geist.“ Im Erdgeschoss lässt er sein Hochwassermuseum umbauen und einen Veranstaltungsraum einrichten. Hier will der Kabarettist eine Talkreihe etablieren. „Stammtisch-Gespräche mit Menschen, die etwas zu sagen haben.“
2008 hatte Fischer seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht. Im November 2012 moderierte er letztmals seine Kabarettsendung „Ottis Schlachthof“, knapp ein Jahr später endete seine Ära als „Pfarrer Braun“. Ausschließen will er nicht, noch einmal vor der Filmkamera zu stehen. Jedoch: „Das ist auch etwas, was ich festgestellt habe: Wenn so eine persönliche Ära erst mal vorbei ist, dann ist sie vorbei.“ dpa