Der letzte Tanz der Saison

von Redaktion

Einmal noch das Dirndl aufbügeln und die Haferlschuhe polieren: Zum letzten Tanz vor der staaden Zeit rauschten rund 600 Gäste am Samstag ins Hofbräuhaus. Denn dort drehte sich beim Kathreintanz alles um die Tradition.

VON MARKUS GHÖTZFRIED UND MARTINA WILLIAMS

Der Andrang war so groß, dass sich im Hofbräuhaus die Tänzer bald nicht nur im Festsaal, sondern auch im Münchner Zimmer und Erkerzimmer drehten – der Kathreintanz war restlos ausverkauft. Die Tanzmeister Katharina Mayer und Magnus Kaindl, die auch beim Kocherlball die Schritte vorgeben, hatten vorab extra Kurse angeboten. „Wir haben seit April geübt“, erzählen beispielsweise die beiden Müchner Ina Fredrich (50) und Thomas Kneidl (53) fröhlich. „Bei Katharina Mayer hatten wir auch schon einen Kurs im Zwiefach-Tanzen absolviert.“

Während die Tanzschüler beim Üben noch in Jeans auflaufen durften, waren am Tanzabend festliche Dirndl, Lederhosn und Trachtenhüte angesagt. Auffällig: Besonders viele junge Leute machten am Samstag mit. „Hier sind alle Altersklassen vertreten – und alle haben Spaß“, sagt Daria Tkachenko (32). Sie kommt aus Kasachstan, ihr Partner Vladimir Rupanov (33) aus Russland – mit einer Riesenfreude aber haben sie sich ihr bairisches Trachtengwand angezogen. „Hier zu tanzen, ist doch die schönste Möglichkeit, sich zu integrieren“, sagt Daria, die seit Jahren in Deutschland lebt. „Das ist für mich ein lebendiges, bayerisches Lebensgefühl.“ Beide gehen auch gerne zum Kocherlball in den Englischen Garten. „Vokstänze sind einfach toll“, finden sie.

Die Liebe zum Tanzen verbindet auch Carmen Genzinger und Martin Bayerl (beide 43) aus München. „Wir haben uns vor vier Jahren beim Kathreintanz kennengelernt“, erzählen die beiden, die sich auch im Trachtenverein wohlfühlen und generell gerne bei Volkstänzen mitmachen. „Die Stimmung im Hofbräuhaus ist sehr gut. Wirklich schön, dass so viele Leute bei dieser alten Tradition mitmachen“, sagt Carmen Genzinger.

Der Kathreintanz geht auf die Heilige Katharina zurück, die um 300 nach Christus im ägyptischen Alexandrien lebte und von einem Einsiedler zum Glauben geführt wurde. Der 25. November ist der Namenstag der heiligen Katharina, und der Volksmund sagt: „Kathrein stellt den Tanz ein.“ Ein Monat vor Weihnachten beginnt damit die zweite tanzfreie Zeit im Jahr (neben der Fastenzeit vor Ostern). Der Legende nach sollte Märtyrerin Katharina mit vier Rädern gefoltert werden, auf ihr Gebet hin aber zerstörte ein Engel das Folterwerkzeug. Katharina wurde am Ende enthauptet, Engel brachten ihren Leichnam auf den Berg Sinai, wo ein Kloster nach ihr benannt wurde.

So ernst der Hintergrund der Veranstaltung war – so heiter waren die Stunden im Hofbräuhaus, bis „Bass und Geigen eingesperrt“ wurden, wie es der alte Brauch will. Das Münchner Kulturreferat veranstaltet den Kathreintanz jedes Jahr zusammen mit der berühmten Wirtschaft – mit dabei waren verschiedene Musikkapellen und Tanzmusiken. Für Daria Tkachenko war’s ein gelungener Abend: „Hier trifft man immer alte Bekannte wieder. Es ist einfach eine schöne, familiäre Atmosphäre.“

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