Zwischen meinen baden-württembergischen Freunden und mir gibt es einen lustigen Wettstreit. Jeder behauptet, sein Bundesland wäre deutlich besser. „Unsere Berge sind blauer“, sagen meine Freunde von der Schwäbischen Alb. Ich kontere: „Dafür ist unser Ministerpräsident jetzt grüner.“ Meine Lieblingsschwaben unternehmen einen neuen Versuch: „Wir haben ‘s Äffle und ‘s Pferdle.“ Darauf ich: „Und wir Rummenigge und Hoeneß! Die sind komischer.“ – Sie: „Hoeneß ist Schwabe!“ Ich: „Touché!“
So geht das seit Jahren. Insgeheim weiß ich: So groß sind die Unterschiede gar nicht. Es gibt zum Beispiel diesen Satz aus der Werbung: „Wir können alles – außer Hochdeutsch.“ Der trifft aber nicht nur, wie in den Spots behauptet, auf Badener und Schwaben zu. Denn als ich einmal für einen Film zwei Zeilen eines schwedischen Polizisten synchronisierte, beschwerte sich mein Mainzer Redakteur über dessen oberbayerischen Akzent. Und die Klischees über Bayern, Badener und Schwaben stimmen sowieso nicht. Der geizigste Mensch im Freundeskreis bin wahrscheinlich ich. Und kritisch betrachtet steht meiner schwäbischen Freundin Tina ein Dirndl entschieden besser als mir.
Wenn es um die Qualität der Schulbildung geht, ist der Wettkampf am härtesten. Ein 2,0-Abitur in Bayern entspräche einem 1,0-Abitur in Baden-Württemberg, das war meine These – bis vergangenen Montag. Da nämlich berichtete mir Tina von einem Telefonat, das sie irgendwo in der S-Bahn zwischen Freising und München mithören musste. Ein Mann, hörbar aus Bayern, schwärmte seinem Gesprächspartner von seinem sonntäglichen Essen vor: „Der Fisch, da hast du echt was versäumt“, sagte er, „nur schad’, dass man fünf Drittel davon nicht essen konnte.“ Für die Rechenkönige: Fünf Drittel, das sind mehr als anderthalb Fische. Wenn man von einem Fisch anderthalb Fische übrig lässt, dann wird man schlecht vom Rest schwärmen können.
Tina verlangt jetzt eine Erklärung, zumal nach meinen Erzählungen der Mathematik-Unterricht in Bayern seit jeher besonders wertvoll sei. Ich habe mich daraufhin mit dem Kultusministerium abgesprochen. Es is’ aso: Dieser Bayer, der war nur zum Preißn-dratzn in der S-Bahn, also: zum Norddeutschen-Foppen. In Wahrheit ist er ein Geistesmensch – und wahrscheinlich lacht er sich heute noch kaputt über die betretenen Blicke seiner Mitreisenden. Touché!
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