Christkind kommt immer öfter online

von Redaktion

Nach dem „Black Friday“ folgte auch am ersten Adventssamstag ein Ansturm auf die Geschäfte der Innenstadt. Während City-Partner-Chef Wolfgang Fischer mit der Kauflaune der Kunden zufrieden war, äußerte sich der Handelsverband Bayern (HBE) vorsichtiger: Von einem „Geschenke-Fieber“ könne bislang noch keine Rede sein.

VON KLAUS VICK UND KATHRIN BRAUN

Am Freitag lockten viele Händler mit Rabatten, heute gilt noch einmal dasselbe für den „Cyber Monday“. Laut HBE-Geschäftsführer Bernd Ohlmann werden bei diesen Aktionstagen bayernweit 400 Millionen Euro Umsatz erwartet – ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Er ist allerdings eher skeptisch, ob sich dieser Rabatt-Rausch für alle Händler so vorteilhaft auswirkt. Ohlmann spricht sogar von einem „Eigentor“. Denn viele Kunden hätten am Black Friday schon in Richtung Weihnachten gedacht und sich mit Geschenken eingedeckt.

Entsprechend zurückhaltend war nach Beobachtungen des Handelsverbandes die Kauflaune der Menschen am ersten Adventssamstag. Viele ließen sich Glühwein, Punsch oder eine Bratwurst schmecken, die großen Umsätze gab es laut HBE aber nicht. Ohlmann: „Zwar wurde das Ergebnis des ersten Adventssamstags des vergangenen Jahres erreicht, doch viele Händler hätten sich zum Start ins Weihnachtsgeschäft mehr erhofft.“ Zahlreiche Kunden würden wohl wieder bis zur letzten Minute warten und hätten sich umgesehen, aber nicht gekauft, stellte der HBE-Sprecher fest. Man sei zuversichtlich, „dass die Umsätze anziehen werden, je näher der Heilige Abend rückt“. Auf der Wunschliste der Kunden standen am ersten Adventssamstag warme Winterbekleidung, Spielsachen, Bücher, Elektronikartikel, Uhren, Schmuck, Parfüm und Gutscheine.

Ohlmanns Verband erwartet in der Landeshauptstadt in der Vorweihnachtszeit einen Gesamtumsatz von 2,2 Milliarden Euro, davon 350 Millionen Euro online. Für Ohlmann ist ein klarer Trend erkennbar: „Das Christkind kommt in München immer öfter übers Internet.“ Eine Zahl, die dies belegt: Im November und Dezember werden Ohlmann zufolge 1,8 Millionen Pakete pro Tag verschickt. Es handelt sich zwar um eine bayernweite Erhebung, doch ein wesentlicher Anteil davon dürfte gewiss auf die Landeshauptstadt entfallen.

Unter dem Trend zum Online-Kauf leiden laut Ohlmann vor allem kleine Händler. Die großen Häuser haben sich bereits darauf eingestellt und holen sich ein Stück ihres Umsatzkuchens über das Internet-Geschäft zurück. Der Handelsverband geht davon aus, dass mittlerweile mehr als 80 Prozent der Münchner Geschäfte eine eigene Homepage haben, mehr als 30 Prozent verkaufen ihre Ware auch online. Noch eine Beobachtung: Ein Viertel der Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum landen, sind heutzutage Gutscheine oder Bargeld.

Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Einzelhandelsvertretung City Partner, ist unterdessen mit der Kundenfrequenz am ersten Adventswochenende hochzufrieden. 21 000 Passanten pro Stunde seien am Samstagnachmittag durch die Kaufingerstraße gelaufen – doppelt so viele wie an einem gewöhnlichen Samstag. Auch am Freitag waren es schon 15 000. Nach seinem Eindruck und einigen Gesprächen mit Händlern seien auch die Geschäfte gut gelaufen. „Es wurden besonders viele Winterjacken für Herren verkauft“, sagt Fischer.

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