Selina Linnhuber rückt ihren Heiligenschein zurecht. Hochkonzentriert klebt sie Wattebäusche auf ihre Papiertüte. Die Siebenjährige hat heute eine wichtige Aufgabe: Als himmlische Helferin des Christkinds bastelt sie Weihnachtsgeschenke. Sie ist eines von 40 Engelchen, die am Samstag in einer Gruppe die Münchner Himmelswerkstatt im Neuen Rathaus besuchen durften. Diese hatte am dritten Adventswochenende für heuer zum letzten Mal ihre Pforten geöffnet – der Ansturm war riesig.
Alles glitzert, glänzt und funkelt, sobald man durch das Tor geht. Direkt im Herzen der Stadt, im Rathaus, wird gemalt, geklebt, gedruckt und gebastelt. Seit 25 Jahren können Eltern in der Vorweihnachtszeit ihre Kinder für eineinhalb Stunden abgeben und in dieser Zeit Weihnachtsgeschenke besorgen oder einen Glühwein genießen. „Leider waren es zu viele Kinder für eine Gruppe“, sagt die Leiterin Sibylle Schnapp. Doch diejenigen, die nicht mehr reingekommen sind, bekommen als Trost ein Ticket für die nächste Bastelstunde.
Selina hat Glück. Sie ist mit ihrer Mutter Violeta Linnhuber früh genug gekommen. Zu Beginn verwandelt sich das Mädchen in einen Engel. Viel braucht es dafür nicht. Schließlich hat Selina von Natur aus lockige, blonde Haare. Man nehme noch goldene Engelsflügel, eine gleichfarbige Schürze und einen weiß glitzernden Heiligenschein – und der fleißige Bastel-Engel ist fertig.
Insgesamt sechs Stationen warten auf tatkräftige Engel: zum Beispiel zum Kartenbasteln, Perlenstecken oder Pralinen fertigen. Selina verziert zuerst mit Schwämmen, Glitzerfarben, Wachsmalkreide, Watte und Sternen eine Papiertüte. „Das wird eine Hunde-Tüte für meine große Schwester“, erklärt sie. Die Geschwister wünschen sich nichts sehnlicher als einen echten Hund. „Am liebsten einen Pudel oder einen Zwergspitz“, verrät das Mädchen.
Am nächsten Tisch werden Kerzen geformt. „Die schenke ich meiner Tante“, sagt Selina, während sie den Docht mit Bienenwachs ummantelt. „Es liegt mir am Herzen, zu zeigen, dass man mit ganz einfachen Dingen tolle Geschenke zaubern kann“, sagt Sibylle Schnapp. Am Ende liegen etliche Weihnachtskarten, Geschenktüten, Armbänder und Pralinenschachteln auf dem Tisch und die Kinder sind stolz: Sie haben ihren Einsatz als himmlische Helfer mit Bravour gemeistert.