Silvester und die Sperrzone

von Redaktion

Was Münchner zum Thema Feuerwerk wissen sollten

VON SARAH BRENNER, CAROLIN FUCHS UND NADJA HOFMANN

Eines steht fest: Das große Silvester-Feuerwerk wird heuer etwas leiser ausfallen. Zeigt doch eine brandneue Umfrage, dass sechs von zehn Bayern gerne ganz auf die Knallerei verzichten würden. Und: Die Stadt München hat heuer erstmals in der Innenstadt böllerfreie Zonen ins Leben gerufen (siehe Kasten). Dicke Luft gibt’s auch, wenn es um die Feinstaubbelastung durch die Schießerei geht. In unserem großen Böller-Report beleuchten wir für Sie alle Aspekte rund ums Feuerwerk. Wir zeigen, wie sich Polizei und Stadt rüsten und was Experten raten. Damit jeder seinen Spaß hat. Auch die, die gerne böllern.

Das sagt die Stadt

„Schau ich entschlossen genug?“, fragt Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle, als er sich am Freitag neben einem Böller-Verbotsschild am Marienplatz postiert. Die Sache ist ihm ernst. In der Silvesternacht soll die Münchner Innenstadt heuer leise bleiben. „Und sauber“, sagt Böhle. Dafür sorgen 55 Hinweistafeln in der Innenstadt. „Die letzten Jahre haben deutlich bewiesen“, sagt der KVR-Chef , „dass die Knallerei an Silvester eine Gefahr für Leib und Leben darstellt.“ Ein striktes Verbot, zumindest in der Innenstadt sowie innerhalb des Mittleren Rings, sei daher „die einzige Lösung“. Zwar könne so ein funkelnder Nachthimmel durchaus eine feine Sache sein, räumt Münchens oberster Ordnungshüter ein. „Aber dann sollte das Spektakel wenigstens kontrolliert ablaufen.“

Das Böller-Verbot ist Thomas Böhle nicht nur ein berufliches, sondern auch ein privates Anliegen. Schließlich habe er sich heuer selbst bewusst gegen den Kauf von Feuerwerkskörpern entschieden, sagt er. „Der Umwelt zuliebe.“

Das sagt der Pyrotechniker

Angefangen hat Anthony Boronczyk, den alle einfach „Tony“ nennen, als selbstständiger Maschinenbauer. Der Pyrotechniker präparierte Fahrzeuge und päppelte abgefahrene Maschinerien für Film und Fernsehen wieder auf – der Startschuss für seine feurige Leidenschaft. Mittlerweile führt Boronczyk gemeinsam mit seiner Frau Barbara ein eigenes Unternehmen. „Bo Fireworks“ steht für Großfeuerwerke „ohne Grenzen und ohne Limit“. Doch gerade im privaten Bereich gebe es beim Böllern ein paar Regeln zu beachten, betont der Profi. So darf Feuerwerk der Kategorie II – dazu gehören Raketen, Feuerwerksbatterien, Fontänen und Böller – nur an Personen verkauft werden, die mindestens 18 Jahre alt sind. Eine schriftliche Vollmacht der Eltern hilft da nicht. Feuerwerk der Kategorie 1 (zum Beispiel Wunderkerzen und Knallbonbons) dürfen ab zwölf Jahren gezündet werden. Beim Kauf von Silvesterkrachern ist darauf zu achten, dass diese über eine CE-Zulassung verfügen, geprüft und zugelassen sind. Boronczyk rät, direkt bei einem Fachhändler, am besten bei einem Pyrotechniker, einzukaufen. Denn dort gibt’s eine fachmännische Beratung meist gratis dazu.

Krankenhäuser, Kirchen sowie Kinder- und Altenheime stehen unter besonderem gesetzlichen Schutz: In ihrer Nähe dürfen keine pyrotechnischen Gegenstände abgebrannt werden. Auch auf dem Balkon sollte nicht gezündelt werden. Grundsätzlich gilt laut Boronczyk: „Halten Sie einen großzügigen Abstand zu Bäumen, Stromleitungen und brennbaren Gegenständen.“ Ist ein Feuerwerkskörper nicht vollständig abgebrannt, sollte – sofern eine zweite Zündschnur vorhanden ist – nach etwa 20 Minuten noch einmal nachgezündet werden.

Wer am 30. Dezember schon loslegt oder am 2. Januar noch Restbestände verpulvern will, muss mit Geldbußen rechnen. Nur sogenanntes Kleinfeuerwerk (zum Beispiel Wunderkerzen) darf das ganze Jahr über abgebrannt werden. Nicht mehr benötigte Feuerwerkskörper können bei einer Pyrotechnikfirma entsorgt werden. Die Überbleibsel der Silvesternacht gehören in den Restmüll.

Das sagt die Polizei

An Silvester besteht laut Polizei zwar wie in den Vorjahren eine „anhaltend hohe Gefährdung“, es gebe aber „keine konkrete“ Gefahrenlage. Sorgen hat den Verantwortlichen die Situation am Marienplatz bereitet, wo von Jahr zu Jahr mehr Menschen feierten. Im vergangenen Jahr waren es 8000. 13 Anzeigen wegen Köperverletzungen und Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz gingen ein. Die Zustände waren nur mehr schwer überschaubar – unter anderem wegen des Feuerwerk-Qualms. Auch deshalb gilt das strikte Böller- und Raketen-Verbot in der Altstadt. Die Einhaltung sicherzustellen, wird eine Herausforderung für das KVR und die Polizei. Letztere hat am heutigen Montag die Einsatzbesprechung für die Silvesternacht. Die Truppe von rund 1000 Polizisten wird um rund 200 Kollegen aufgestockt.

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