Wo die Beute abgeblieben ist, konnte nach Informationen unserer Zeitung immer noch nicht ermittelt werden. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Commerzbank wissen, wo das Geld geblieben ist. Eine reiche Russin hatte es am 29. November 2016 in der Filiale am Promenadeplatz eingezahlt – insgesamt 32 Millionen Euro, verteilt auf sieben Schließfächer. Ein Jahr später gab es erste Einbruchsspuren im Tresorraum der Bank – im März 2018 fehlten plötzlich die 4,62 Millionen Euro in einem der Schließfächer.
Erst im Mai 2019 kam der Fall ans Tageslicht – unsere Zeitung hatte ihn aufgedeckt. Die Commerzbank bestätigte den Millionen-Diebstahl – welche Summe wirklich fehlte, konnte auch die Filialleitung nicht sagen. Denn: Was in den Schließfächern eines Kunden eingelagert wird, hat der Kunde selbst zu verantworten – die Bank weiß darüber nicht Bescheid.
Im Strafprozess am Landgericht wird es also auf die Aussage von Evgeniya B. ankommen – ihre Millionen lagerten in den Schließfächern. Wie viel Geld tatsächlich fehlt, weiß nur sie. Erst Anfang Februar wird das Gericht die reiche Russin als Zeugin hören. Ihr persönliches Erscheinen wurde angeordnet. Bankkaufrau Maria M. (57, Name geändert) hatte ihr im November 2016 geholfen, die sieben Schließfächer anzumieten, in denen Evgeniya B. ihre 32 Millionen Euro einlagerte. Mindestens drei Mitarbeiter der Bank waren in diesen Vorgang involviert. Auch der Filialleiter musste zustimmen.
Pikant: Die hohe Summe wollte die Russin zunächst versichern lassen. Das hatte die Bank aber abgelehnt. Und gewährte ihr nur die Einlagerung des Geldes. Den Ermittlungen zufolge soll Maria M. ihrem Sohn Paul (Name geändert) von der reichen Kundin und deren Millionen erzählt haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Bandendiebstahl aus, weil Paul M. mutmaßlich auch den weiteren Angeklagten davon erzählte.
Im Dezember 2017 sollen sich die Diebe zusammengeschlossen haben, um die Millionen zu stehlen. Demzufolge soll Maria M. die Informantin gewesen sein, die ihnen ungehinderten Zugang zum Tresorraum der Commerzbank am Promenadeplatz verschaffte. Sie soll den übrigen Bandenmitgliedern auch die Schließfachnummern genannt haben. Zur Vorbereitung der Tat hatte einer der Angeklagten ebenfalls ein Schließfach eröffnet – direkt darüber. Zwischen Dezember 2017 und März 2018 sollen zwei Bandenmitglieder das Schließfach aufgebrochen und anschließend wieder verklebt haben – ohne dass die Bank etwas mitbekam.
Nach Informationen unserer Zeitung entstand der Filiale ein Schaden von 30 000 Euro. Wo die Beute ist, bleibt unklar. Vor Gericht soll sich das Millionenrätsel nun aufklären.