Brandgefährlicher Protest

von Redaktion

Die Polizei zieht nach der Sicherheitskonferenz eine positive Bilanz. Allerdings mussten die Beamten am Samstag eine brandgefährliche Situation entschärfen. Ein Iraker hatte sich mit drei Litern Benzin übergossen und wollte sich anzünden – die Polizisten vom Unterstützungskommando (USK) haben in letzter Sekunde eine mögliche Katastrophe verhindert.

VON NADJA HOFFMANN

„Das war die gefährlichste Situation, die ich in 16 Jahren beim USK erlebt habe“, sagt Gruppenführer Benjamin B. beim Rückblick auf den Einsatz am Samstag. Um 13.22 Uhr übergießt sich ein Iraker, der auf die politischen Zustände in seiner Heimat hinweisen will, mit fast vier Litern Benzin und läuft vor dem Gloria-Palast in die Menschenmenge, die sich zur Auftaktkundgebung der Demonstration gegen die Sicherheitskonferenz versammelt hat. In der Hand: ein Feuerzeug.

USK-Gruppenführer Benjamin B. erkennt, was der Iraker, der seit 2001 in München lebt, vorhat. Per Hechtsprung gelingt es dem Polizisten, ihn zu Fall zu bringen. „Das Feuerzeug und der Benzinkanister sind weggeflogen.“ Zwar kann der Gruppenführer den Iraker zusammen mit Helmut W. und Tobias S. bändigen.

Nach Polizeiangaben habe der 50-Jährige niemanden verletzen wollen. Es sei ihm darum gegangen, auf die Situation in seinem Heimatland aufmerksam zu machen. Trotzdem bleibt die Situation am Stachus zunächst brandgefährlich. Überall ist das Benzin, auch auf der Kleidung der Polizisten. Eine Zigarette, nur ein Funke hätte genügt, um eine Verpuffung auszulösen, die viele Menschen hätte verletzen können. Die Männer vom Unterstützungskommando verhindern das, sie funktionieren als eingeübte Gruppe und schaffen den 50-Jährigen weg. Seit der Tat befindet er sich in einer psychiatrischen Klinik.

Von den rund 2000 Teilnehmern beim Protestauftakt am Stachus bekommen nur wenige von all dem etwas mit. Das Bild, das sich für die meisten zeichnet: Mit bunten Plakaten, Musik und Gesängen bereiten sich alle ganz friedlich auf die Großdemo des „Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz“ vor.

Sie wird von einer Menschenkette für den Frieden begleitet, die rund 500 Aktivisten in der Fußgängerzone bilden. Rund 3000 schließen sich letztlich dem Demozug an. Der Weg führt über den Lenbach- und Odeonsplatz zum Marienplatz. Wenige Meter vor dem Ziel gibt es um kurz nach 15 Uhr noch einmal eine Schrecksekunde. Plötzlich zünden Teilnehmer der Demonstration Pyrotechnik – grüne und rote Rauchschwaden wabern durch die Dienerstraße. Die Polizei, die an diesem Wochenende mit 3900 Kollegen im Einsatz ist, bleibt entspannt und vermeidet eine Eskalation.

„Das war sicher wieder ein fordernder Einsatz, der auf vielen Ebenen gezeigt hat, dass sich eine umfassende Vorbereitung auszahlt“, lautet das Fazit von Polizeivizepräsident und Einsatzleiter Norbert Radmacher. Die Sicherheitskonferenz sei für die Polizei kein „Business as usual“, sondern Herausforderung. Bei der 56. Neuauflage einmal mehr.

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