Die Geheimnisse der Zooführer

von Redaktion

Eine Veranstaltungsreihe zeigt Hellabrunns Tierwelt in ganz neuem Licht

Ganz besondere Einblicke in das Wesen der Hellabrunner Tierwelt gewährt der Münchner Zoo seinen Besuchern mit Führungen in neuem Format. Seit Kurzem kann jeder Zooführer ein eigenes Thema wählen, um jene Tiere zu präsentieren, die er besonders gut kennt. Einmal im Monat gibt es nach Tierparkschließung nun solch eine Führung. Diplombiologe Stefan Hintsche beispielsweise hat als Thema gewählt, wie Tierarten ihr Zusammenleben organisieren.

In der Fledermausgrotte, wo sogenannte Brillenblattnasen scheinbar unmotiviert um die Führungsteilnehmer herumfliegen, erläutert der Fledermausexperte, was dahintersteckt: Die Tiere hingen meist nur nebeneinander, es gebe wenig Interaktion, beschreibt Hintsche den Ruhezustand. „Fliegt eine der Fledermäuse los, folgen ihr die anderen nur deshalb, weil am Ziel Futter sein könnte“.

Ganz andere Motive steuern das Schwarmverhalten der Piranhas, zu denen Hintsche seine Gruppe führt: „Schwimmt ein Piranha im Schwarm außen, ist er schneller als seine Artgenossen an der Nahrungsquelle. Im Inneren ist er hingegen besser vor Fressfeinden geschützt“, sagt der Biologe. „Auch nicht-zugehörige Piranhas können sich der Gruppe problemlos anschließen. Denn damit sinkt das Sterberisiko für jeden einzelnen Fisch.“

Auf dem Weg durch den Zoo kommt Hintsche mit seiner Gruppe auch am Wolfsgehege vorbei und erläutert, warum hier ein typisches Rudeltier allein lebt: Die beiden Geschwister des einsamen Rüden seien 2018 gestorben. Den fast 15 Jahre alten Wolf mit einem neuen Rudel zusammenzubringen, wäre problematisch, so der Fachmann. Schlimmstenfalls könne der Versuch tödlich enden. So bleibt der Rüde im letzten Abschnitt seines Lebens ein Einzelgänger – ein Phänomen, das es auch in der Natur gebe, so Hintsche. Er freut sich, dass ihm das neue Führungsformat die Gelegenheit gibt, „auch unbekanntere oder eher unbeachtete Tierarten zu thematisieren, um zu zeigen, dass auch diese sehr spannend sind.“

Bei der nächsten Sonderführung zum Thema „Wie Tiere sich ernähren“ am 16. März dreht sich alles um Fressgewohnheiten. Im April sind die Führungsteilnehmer „Auf den Spuren der Evolution“. Weitere Informationen zu Hellabrunner Führungsangeboten gibt es im Internet auf www.hellabrunn.de/fuehrungen unter „Offene Führungen für Einzelbesucher“. PETER T. SCHMIDT

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