Reiters Amtsbonus trug ihn ins Ziel

von Redaktion

VON SASCHA KAROWSKI

Dieter Reiter geht als Sieger aus dem politischen Kräftemessen in München hervor. Er hat wohl bei der Wahl des Oberbürgermeisters wohl nicht nur deutlich mehr Stimmen geholt als seine Partei. Der Amtsinhaber verwies auch seine beiden Kontrahentinnen eindeutig auf die Plätze. Dennoch muss er in die Stichwahl. Es ist das erste Mal seit 1984, dass ein amtierender OB nicht im ersten Wahlgang gewinnt. Damals hatte Erich Kiesel (CSU) gegen Georg Kronawitter (SPD) nachsitzen müssen – und bekanntermaßen verloren. Das dürfte für Dieter Reiter aktuell aber kein Thema sein. Dass der Favorit überhaupt in die Stichwahl muss, ist einigermaßen erklärbar. Es gibt 14 OB-Kandidaten. Zieht man die drei aussichtsreichen Kandidaten ab, bleiben also noch elf Vertreter. Bei der Kommunalwahl 2014 hatten die Kandidaten der kleinen Parteien im Schnitt ein Prozent der Stimmen erhalten. Geht man nun davon aus, dass Katrin Habenschaden (Grüne) und Kristina Frank (CSU) zusammen auf gut 40 Prozent der Stimmen kommen, ist es schon rechnerisch für Reiter nicht möglich, im ersten Wahlgang 50 Prozent der Stimmen zu erreichen. Dass Reiter Habenschaden und Frank so deutlich würde abhängen können, ist auch nicht weiter überraschend. Die OB-Wahl ist doch in erster Linie eine Personenwahl, Reiter ist nicht nur bekannt, er ist bei den Münchnern auch beliebt. Selbst Menschen, die bei der Stadtratswahl vielleicht eher CSU oder Grüne gewählt haben, haben ihr Kreuzchen beim amtierenden OB gemacht. Außerdem: Sowohl Habenschaden als auch Frank sind erst 2018 in Positionen gekommen, um sich überhaupt irgendwie bekannt zu machen. Habenschaden wurde Fraktionschefin, Frank Kommunalreferentin. Zum Zeitpunkt der OB-Kandidatur beider Frauen 2019 hatte Reiter schon fast fünf Jahre Vorsprung beim Kampf um die Bekanntheit in München.

Viel spannender war gestern Abend die Frage, wer gegen Reiter in die Stichwahl darf. Es entbrannte ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Erste Auszählungen sahen einen leichten Vorsprung für die Grüne Katrin Habenschaden. Der schmolz zusehends. Um 19.50 Uhr überholte Frank Habenschaden dann erstmals. Obwohl da noch nicht alle Wahllokale ausgezählt waren, war dennoch klar, dass Frank in die Stichwahl einziehen würde. Denn noch nicht ausgezählt waren beispielsweise Bezirke im Norden und Nord-Osten. Orte also, bei denen das Thema Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) eine Rolle spielt. Und zu der haben sich die Grünen klar bekannt, was ihnen vor Ort vermutlich eher Stimmen eingebracht haben wird.

Die 38-jährige Frank erreichte das Minimalziel: die Stichwahl. Obwohl sie deutlich weniger Stimmen geholt hat als Josef Schmid 2014. Der kam immerhin auf 36,6 Prozent im ersten Wahlgang. Für die Grünen und Katrin Habenschaden ist die Kommunalwahl dennoch ein Erfolg. Die 42-jährige Aubingerin Habenschaden hat mit dem Ergebnis von über 21 Prozent der Stimmen wesentlich besser abgeschnitten als die Grünen-Spitzenkandidatin Sabine Nallinger 2014.

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