Dauerchaos bei Virentests

von Redaktion

Corona hat das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht. Das hat für manche Verdachtspatienten in München gravierende Folgen. Immer mehr von ihnen beschweren sich darüber, dass die Ergebnisse der Virentests sie nicht erreichen.

VON NINA BAUTZ

Der Arbeitgeber sitzt ihnen im Nacken, sie bekommen keine Arztbehandlung oder sie sind verunsichert: Rund ein Dutzend Leser haben sich nach dem Artikel in der Mittwochsausgabe bei uns gemeldet. Auch sie warten wie Martina W. (55) nach langer Zeit noch immer auf das Ergebnis ihres Corona-Tests. Es scheint, als seien etliche Bürger von Pannen in den überlasteten Laboren, Gesundheitsämtern und bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) betroffen.

Auf erneute Nachfrage unserer Zeitung räumt die KVB ein, man könne „nicht ausschließen“, dass Proben auch verschwinden. In der schriftlichen Mitteilung heißt es weiter: „Bei annähernd 40 000 Tests via Corona-Fahrdienst und in den Abstrichzentren in den vergangenen vier Wochen sind Fehler kaum zu vermeiden.“ Die KVB sei im Übrigen nicht alleine verantwortlich. Fehler könnten etwa auch bei der Abstrichentnahme durch den Arzt passieren oder bei der Übermittlung der Daten vom Labor an die KVB.

Für gewöhnlich melde sich das Gesundheitsamt bei einem positiven Test, bei einem negativen Test sei das ihre Aufgabe, erklärt die KVB. „Dies dauert derzeit leider in etwa fünf bis sieben Tage“, heißt es. Von sieben Tagen können die betroffenen Leser nur träumen: Die meisten von ihnen warten bereits 14 Tage oder länger auf ihr Ergebnis. Offenbar kommen die Disponenten mit den Anrufen nicht hinterher – oder aber die Proben können womöglich nicht mehr zugeordnet werden. Viele Betroffene haben die Hoffnung aufgegeben. „Ich gehe davon aus, dass ich das Ergebnis nie erfahren werde“, sagt etwa Merkur-Redakteurin Hanna Reif, die seit drei Wochen vergeblich wartet.

Das Test-Chaos kann richtig gefährlich werden, wie die Münchnerin Stephanie P. (26) schildert. „Ich hatte nachweislich Kontakt zu einer infizierten Person und habe seit zwei Wochen durchgehend Fieber. Aber solange mein Ergebnis nicht vorliegt, dürfen mich die Hausärzte noch nicht einmal untersuchen.“ Dieses Problem hatte auch Viktoria M. (26), die nach einem Urlaub im Zillertal Husten, Fieber, Kopfschmerzen und Druck auf der Brust bekommen hatte. „Ich bekam immer wieder die klare Anweisung: kein Arztbesuch ohne Ergebnis.“ Erst nach mehreren Telefonaten kam ein Arzt des Bereitschaftsdienstes zu ihr nach Hause. Eine Lungenentzündung konnte er ausschließen, er verschrieb lindernde Medikamente. „Wäre ich nicht so hartnäckig gewesen, wäre der aber nie gekommen.“

Alle Betroffenen hängen in der Luft. Ein weiteres Problem: Der Arbeitgeber will wissen, ob sein Mitarbeiter wieder arbeiten darf oder nicht. So wie bei Paul Brunner (Name geändert), der seit knapp zwei Wochen ausharrt: „Ich arbeite bei der Polizei, die gesamte Dienststelle wartet.“ Falls der Test positiv sei, „hätte sich das Virus dort schon weit verbreitet“.

Dessen ungeachtet betont die KVB: „Ein massenhaftes Verschwinden von Proben können wir ausschließen. Wir haben Kenntnis davon, dass leider Patienten erst nach 14 Tagen ein Testergebnis bekommen haben. Dann ist die Erkrankung in der Regel meist ausgeheilt. Zur Sicherheit sollte der Patient dann telefonisch mit seinem Hausarzt das Vorgehen besprechen, wenn seitens des Arbeitgebers Skepsis vorherrscht.“

Das gilt allerdings nur, wenn das Ergebnis überhaupt noch kommt.

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