Die Augen färben sich rot, die Atemwege sind zu, immer wieder läuft die Nase, es wird geniest und geschnieft: Dreht der Frühling so wie in diesen Tagen auf, haben es Allergiker schwer. Jahr für Jahr aufs Neue. Und heuer noch ein bisschen mehr als sonst. Zum einen hatten wir einen sehr milden Winter, zum anderen wirkt sich die Corona-Krise auch auf diese Patientengruppe aus. „Die Menschen trauen sich nicht mehr in die Praxis“, sagt Hautarzt Dr. Christoph Liebich. Klar, „Husten und Niesen sind derzeit nicht gesellschaftstauglich“, erklärt der Experte. Dabei würde der richtige Medikamenten-Mix Betroffenen den Alltag erleichtern, betont auch Dr. Marcella Kollmann-Hemmerich. Ihr Rat: Unbedingt beim Arzt melden. „Auch wenn ich Angst vor Corona habe.“
Die Hautärztin hat Verständnis, wenn die Menschen die Praxen meiden. Zugleich verweist sie auf Alternativen wie Telefonate oder Video-Anrufe. Dadurch, dass die Wartezimmer leerer bleiben, verfälscht sich der Eindruck, den die Mediziner bekommen. Sowohl Kollmann-Hemmerich als auch Liebich gehen nämlich davon aus, dass es derzeit sehr viele Heuschnupfen-Geplagte gibt.
„Da kommt gerade einiges zusammen“, sagt die Hautärztin. Aktuell treiben Erle, Birke und Esche in München aus. Mit teils hohen Belastungswerten beim Pollenflug, wie der Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes aufzeigt. Allergikern blüht aber noch mehr: Durch den warmen Winter hat die Heuschnupfen-Saison heuer früher angefangen als in anderen Jahren, wie Liebich erklärt. In diesem Rahmen kann es dazu kommen, dass Baumarten beispielsweise nicht wie gewohnt nacheinander blühen, sondern gleichzeitig. Ein Effekt, der in diesen Wochen mit den hohen Temperaturen noch verschlimmert werden kann. Die Folge sind vermehrte Symptome. Ob diese mit Blick auf Corona gut oder schlecht sind, darüber sind die Ärzte laut Liebich uneins. Natürlich werden die Schleimhäute, durch die das Virus in den Körper gelangt, strapaziert. Auf der anderen Seite sorgt eine laufende Nase für eine Art Dauer-Spülung. „Wichtig ist, dass derzeit keine Cortison-Nasensprays verwendet werden sollen“, rät Liebich. Diese würden das Immunsystem zu sehr belasten. Er rät zu Nasen-Duschen. Weitere Tipps für den Alltag: Haare am Abend waschen und Kleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen oder dort über Nacht lagern. In der Stadt am besten morgens, auf dem Land abends lüften.